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Terroir – Charaktereigenschaft oder Marketingformel?

 

Gemäss Wörterbuch bedeutet das französische «terroir» Boden, Erdboden, Ackerboden und im übertragenen Sinn Heimat. «Sentir le terroir» wird mit «heimatgebunden sein» übersetzt. Darauf basiert das ursprünglich französische System der «Appellations d'origine controlées» kurz AOC.
Die folgenden Komponenten sind bestimmend für das Terroir:

  • Klima, bemessen nach Temperatur und Niederschlag
  • Sonnenstunden und Sonneneinstrahlung
  • Bodenrelief oder Topographie, bestehend aus Höhenlage, Neigung und Ausrichtung
  • Geologie und physikalische und chemische Charakteristiken des Bodens
  • Bodenfeuchtigkeit und Wasserversorgung.

 

Die Kombination dieser Faktoren verleiht jeder Lage ihr bestimmtes Terroir, das sich in ihren Weinen über Jahre hinweg einheitlich ausdrückt. Und zwar unabhängig von Variationen in den Weinbau- und Weinbereitungsmethoden. Demzufolge hat jedes kleine Stück Land, jedes grössere Gebiet und schliesslich jede Region ganz eigene Charakteristiken im Weinstil, die an anderer Stelle nicht nachgeahmt werden können.
Doch auch die Rebsorten sind mit dem Begriff Terroir eng verbunden, wie zum Beispiel Chasselas im Dézaley, Blauburgunder in der Bündner Herrschaft, Räuschling am Zürichsee oder die Spezialitäten im Wallis.
In der Realität ist Terroir ein strapazierbarer Begriff. Vor allem grosse Produzenten und Handelshäuser greifen in die Trickkiste der Gesetzgebung, wenn es darum geht Weine zu vermarkten. Das Terroir, ersetzt durch Markennamen, wird über ein ganzes Weinbaugebiet ausgedehnt oder erstreckt sich gar über ein ganzes Land. Das Marketing rückt den Terroirgedanken ins mystische.
Dem kann jedoch entgegengehalten werden, dass der industrielle Weinbau immer wieder versucht, die Erzeugnisse der grossen Weinberglagen nachzuahmen, aber nicht über deren Terroir verfügt.
Ein Trost: Wo auf der einen Seite aus kommerziellen Gründen die Produktion standardisiert wird, entsteht auf der anderen Seite Raum für Individualität.