Hauptort: Aarau
Fläche: 140'400 Hektar
Rebfläche: 393.57 Hektar, davon 120.2 Hektar weisse Sorten (31%) und 273.4 Hektar blaue Sorten (69%)
=> Neuste Zahlen werden im April publiziert. Seit dem Jahr 2004 hat weinlandscheiz.ch Stimmen zum jeweiligen Weinjahr zusammengetragen. Link: Das Weinjahr
Der Rebbau im Aargau hat eine lange Tradition. Mit etwas über 390 Hektaren Rebfläche liegt der Kanton Aargau nach Zürich, Graubünden und Schaffhausen an vierter Stelle der Deutschschweizer Weinbaukantone (Statistik 2012 des Bundesamts für Landwirtschaft). Trotz der wohlklingenden Lagebezeichnungen wie «Herrenberg» in Wettingen, «Schlossrain» in Seengen oder «Goldwand» in Ennetbaden, sind nur wenige Aargauer Weine ausserhalb der Kantonsgrenze bekannt. Dabei ist im Hinterland des «Autobahnkantons» einiges in Bewegung.
Die ersten Funde der Weinkultur stammen aus den Römerlagern von Windisch, Augst und Zurzach. Hier wurden Vasen, Schalen und Trinkgefässe gefunden, deren Abbildungen auf Weinbau in der Gegend schliessen lassen. Aber auch der Ursprung einiger Begriffe wie «Wein», «Kelter», «Torkel» usw. geht auf die Römer zurück. Es ist den Klöstern und adeligen Schichten zu verdanken, dass unser Weinbau im Mittelalter nicht unterging. Um 1880 zählte der Aargau, der auf dem gleichen geografischen Breitengrad liegt wie das Burgund, gar zu den wichtigsten Weinbaukantonen der Schweiz. 2'700 Hektar waren mit Reben bepflanzt, zu jener Zeit mehr als im Wallis, dem heute grössten helvetischen Weinbaugebiet.
Dazu schreibt der Historiker Rudlof Trefzer in der Handelszeitung vom 4. September 2013: Freilich kann man die damals gekelterten Weine qualitativ nicht mit heutigen Erzeugnissen vergleichen. «Im 19. Jahrhundert war der Weinbau im Aargau Teil einer auf Mischwirtschaft ausgerichteten Landwirtschaft », erklärt Andreas Meier vom auch jenseits der Kantonsgrenzen bekannten Weingut Zum Sternen in Würenlingen. «Wein hatte den Stellenwert eines unkomplizierten Volksgetränks, dem man mitunter auch Honig und Gewürze beizumischen pflegte.» Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus Übersee eingeschleppten Krankheiten und Schädlinge, allen voran die Reblaus, führten dann zu einem massiven Rückgang der Rebfläche. Zudem gelangten mit der Verbesserung der Transportwege und der Zunahme des Handels bessere und billigere ausländische Weine in die Schweiz, gegen welche die dünnen einheimischen Rebensäfte einen schweren Stand hatten. Schliesslich trug der Bauboom der letzten fünfzig Jahre dazu bei, dass an manch guter Lage die Rebpflanzungen Einfamilienhaussiedlungen weichen mussten. 1960 waren nur noch gerade 260 Hektaren Rebfläche übrig geblieben, ein Zehntel der maximalen Ausdehnung von 1880. Heute werden in 70 Gemeinden rund 400 Hektaren Rebland bewirtschaftet, gleich viel wie in der Bündner Herrschaft.
Seit der Aufhebung des restriktiven Rebsortenverzeichnisses, das bis noch vor wenigen Jahren zwingend vorschrieb, welche Trauben angebaut werden durften, werden vermehrt auch andere Varietäten kultiviert. Bei den weissen sind dies neben den internationalen Erfolgssorten Chardonnay, Sauvignon blanc, Gewürztraminer und Pinot gris auch Neuzüchtungen wie Kerner und Charmont sowie die alten, einst verbreiteten Räuschling und Elbling. Bei den roten Rebsorten hat die Neuzüchtung Garanoir eine gewisse Bedeutung erlangt. Doch auch bislang im Aargau nicht kultivierte Exoten wie Malbec und Cabernet Sauvignon werden da und dort angebaut.
Die Vielfalt der Böden in den einzelnen Regionen, von Jurakalk über schwere, ton- oder eisenhaltige Erde bis hin zu alpinen Moränen, lässt eine breite Palette an Weinen erahnen.
Die Weinbauregionen
Limmattal
Am Fuss der Lägern und entlang der Limmat erstrecken sich die Rebhänge der Gemeinden Würenlos, Wettingen und Ennetbaden, die zusammen das Produktionsgebiet Limmattal bilden. Die Weinberge der Dörfer Ober- und Untersiggenthal befinden sich weiter flussabwärts an einem Ort, von dem aus man bereits den Blick auf das Wasserschloss, den Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat, geniesst.
Orte und Lagen
Würenlos, «Bick»; Wettingen, «Herrenberg»; Ennetbaden, «Goldwand»; Kirchdorf; Untersiggenthal
Böden
Jurakalkbasis mit Mergel; Moränenböden sowie Schuttablagerungen von Gletschern und Flüssen
Weine
Überwiegend Rotweine; die Blauburgunder dieser Region sind oft besonders kompakt und kräftig strukturiert
Reusstal
Auch im Tal der Reuss sind einige stattliche Weinberge aufzuzählen. Gebenstorf und Birmenstorf sind als zuverlässige Lieferanten kraftvoller Blauburgunder bekannt. Etwas weiter südlich erreicht man zunächst Niederrohrdorf und dann die auf Zufikoner Boden stehenden Stadtreben von Bremgarten sowie die Rebhalde von Muri.
Orte und Lagen
Gebenstorf; Birmenstorf; Niederrohrdorf; Zufikon; Muri
Böden
Kalkreiche Juraböden, gebietsweise mit Lössauflage, Moränen
Weine
Rotweine fallen mengenmässig bedeutend mehr ins Gewicht, die Vielfalt reicht von
verspielt und fruchtig-leicht bis kernig und extraktreich.
Unteres Aaretal
Mit dem Weinbaudorf Würenlingen – auch Sitz einer landesweit bedeutenden Rebschule – betritt man von Untersiggenthal her kommend eine neue Zone, die weingeographisch unter dem Namen «Unteres Aaretal» zusammengefasst wird. Zu ihr zählen ebenfalls die Gemeinden Endingen und Tegerfelden, eigentlich im Surbtal gelegen. Als flächenmässig grösste Weinbaugemeinde beherbergt Tegerfelden das in den Jahren 1985/86 gegründete Aargauisch Kantonale Weinbaumuseum sowie die einzige Fassküferei im Kanton. Angrenzend an Tegerfelden finden sich die Reblagen von Döttingen und schliesslich von Klingnau. Die milde Wirkung des Stauseeklimas ist in den Klingnauer Weinbergen besonders ausgeprägt zu spüren.
Orte und Lagen
Würenlingen; Endingen; Tegerfelden; Döttingen, «Sännenloch»; Klingnau, «Kloster Sion»
Böden
Tiefgründige, schwere Tonböden mit hohem Kalkanteil; zum Teil Löss auf Nagelfluh
Weine
Die Weiss- und Rotweine weisen einen ausgeprägten Sortencharakter auf, sind kräftig und haben gut gepufferte Säuren. Der Rotweinanbau überwiegt.
Region Geissberg
Auf der linken Seite des unteren Aaretal’s pflegen die Winzer von Böttstein, Villigen, Rüfenach und Remigen an den Jura-Südlagen des Geissberges ihr Rebstöcke. Westlich davon liegt das Rebbaudorf Mönthal. Überquert man den Geissberg in die Seitentäler des Fricktals, wird man in den schmucken Dörfern Gansingen, Mandach, Hottwil, Wil und Mettau empfangen.
Orte und Lagen
Jedes der Dörfer hat durch ihre geografische Lage südexponierte, zusammenhängende Rebberge.
Böden
Tonhaltige Jurakalkböden prägen die Bodenbeschaffenheit. Wenig Niederschläge, ca. 900mm pro Jahr, ist Garant für bevorzugte Reblagen.
Weine
Verschiedene Traubensorten und Kelltereien bieten eine sehr grosse Vielfalt von Weinen an. Die Weine zeichnen sich aus, als frischfruchtige Weissweine und gut strukturiert, samtige Rotweine.
Reb- und Kulturweg in Remigen
Von der Kirche Remigen Richtung Westen, mitten durch die Rebberge, wird auf Schautafeln informiert. Die aktuelle Weinkultur, wie auch die geschichtliche Vergangenheit wird mit einem Römerrebberg aufgezeigt.
Fricktal
Vorbei an den schmucken Dörfern Mandach (wo sich die höchsten Reblagen des Kantons befinden), Hottwil, Wil, Mettau und Sulz gelangt man an den Rhein und schliesslich nach Kaisten. Weiter rheinabwärts haben sich kleinere Rebareale in Obermumpf, Zeiningen und Magden, nahe der Grenze zum Kanton Baselland, erhalten. Die Bözbergstrasse, die weg vom Rhein und wieder Richtung Aare führt, wird von den Reblagen der Orte Oeschgen und Frick (mit Sitz der Kantonalen Zentralstelle für Weinbau und des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau FIBL) gesäumt. Wittnau und Elfingen liegen in Seitentälern zur Hauptachse, auf der man, sich Brugg nähernd, noch Hornussen, Bözen und Effingen durchfährt. In Frick zweigt ab, wer über Ueken und Herznach über die Staffelegg zur Kantonshauptstadt gelangen will.
Orte und Lagen
Sulz; Kaisten; Obermumpf, «Fluh»; Zeiningen; Magden; Oeschgen; Frick; Wittnau; Hornussen; Bözen; Effingen; Elfingen; Ueken; Herznach
Böden
Schwere, tonreiche Jurakalkböden
Weine
Weiss- und Rotweine in ziemlich ausgewogenem Verhältnis. Die vorhandenen Bodenstrukturen unterstreichen den attraktiven, floral-mineralischen Charakter des Riesling x Sylvaners, während die Rotweine von mittlerem Volumen, aber ausgewogen und harmonisch abgerundet erscheinen.
Rund um Aarau und das Schenkenbergertal
Im Aarauer Einzugsgebiet werden Reben in Erlinsbach, Küttigen und Biberstein kultiviert. An Auenstein vorbei, stösst man auf der linken Aareseite auf das bekannte Weinbaugebiet des Schenkenbergertals, das optisch von der gleichnamigen Ruine und dem malerischen Schloss Kastelen beherrscht wird. In Schinznach, Villnachern, Oberflachs und Thalheim wachsen überwiegend rassige, bouquetbetonte Weissweine. Bewacht wird das Tal an jedem Ende von einem weiteren Schloss, im Osten von der Habsburg, im Westen von Schloss Wildegg.
Orte und Lagen
Erlinsbach; Küttigen, «Hasenberg»; Biberstein; Auenstein; Schinznach; Villnachern; Oberflachs; Thalheim; Habsburg; Wildegg
Böden
Zum Teil kieshaltige und nicht allzu tiefgründige Juraböden
Weine
Prägten früher überwiegend Weissweine das Angebot, wird heute immer mehr auf Rotwein und Spezialitäten gesetzt. Der Riesling x Sylvaner dieser Gegend ist sehr bouquetbetont und ausdrucksvoll und besticht durch seinen erfrischend-süffigen Geschmack.
Seetal/Wildegg
Nach einem erneuten Sprung über die Aare fällt das Augenmerk auf das charaktervolle Schloss Wildegg. In Lenzburg schlägt man den Weg zum einzigen See ein, der zumindest teilweise auf Aargauer Boden liegt, und erreicht etwas weiter südlich dann die schönen Reblagen von Seengen am Hallwilersee.
Orte und Lagen
Möriken-Wildegg; Lenzburg, «Goffersberg»; Seengen, «Brestenberg»; Meisterschwanden
Böden
Überwiegend Moränenböden, die gebietsweise sehr sandhaltig sind
Weine
Die zum Teil tiefgründigen Böden in einzelnen Gemeinden sind wie geschaffen für Blauburgunder. Entsprechend werden dort verspielte, fruchtbetonte Tropfen gekeltert.
Queller: aargauer-weine.ch