Kerner
Herkunft
Die Geschichte der weissen Rebsorte Kerner ist noch jung. Die Neuzüchtung gelang dem deutschen Diplomlandwirt und Rebzüchter August Herold (1902-1973) 1929 an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Weinsberg. Die Elternpflanzen sind die rote Trollinger und die weisse Riesling. Die Neuzüchtung mit der Nummer We S 2530 erhielt 1969 den Sortenschutz. Zu Beginn sprach man vom weißen Herold. Später wurde die Rebsorte mit Bezug auf den schwäbischen Dichter Justinus Kerner (1786–1862), der in Weinsberg lebte und Lieder über Wein verfasste, in Kerner umbenannt.
1974 wurde eine Mutation des Kerners gefunden, die neue Rebsorte Kernling.
August Herold schuf zahlreiche Zuchtstämme und neue Rebsorten wie zum Beispiel die Neuzüchtungen Dornfelder, Hegel, Helfensteiner, die nach ihm benannte Heroldrebe, Hölder, Juwel, Kerner, Ruling, Silcher und Sulmer.
Verbreitung
Diese Neuzüchtung hat in allen Rieslinggebieten Fuss gefasst und grosse Bedeutung erlangt. Heute beträgt die Anbaufläche in Deutschland 4004 Hektaren (3,9 % der Rebfläche, Stand März 2007). Sie wird mit Erfolg in Rheinhessen, der Pfalz und Württemberg angebaut. Doch der Anbau ist in den letzten Jahren rückläufig.
Anpflanzungen gibt es auch im nördlichen Teil Südtirols (Eisacktal), in der Steiermark und in Südafrika.
In der Schweiz ist die Kerner eine beliebte Spezialität und wird in allen Regionen angebaut
Eigenschaften
Die Kerner hat mittlere Ansprüche an die Lage. Kühle neblige Standorte sind nicht geeignet und in windoffenen Lagen kommt es oft zu Verrieselungen.
Die Triebspitze ist offen und stark weißlich behaart. Die mittelgroßen Blätter sind fünflappig und stark gebuchtet. Die Stielbucht ist V-förmig oder gar überlappt. Das Blatt ist gezähnt bis gesägt. Die Blattoberfläche (auch Spreite genannt) ist leicht blasig. Die geschulterte Traube ist mittel bis groß. Die rundlichen Beeren sind mittel bis groß und von grünlicher Farbe. Die Schale der Beere ist dick. Das Aroma der Beere ist fein und verfügt über ein schwaches Sortenbukett.
Die Kerner treibt relativ spät aus (kurz nach der Müller-Thurgau). Dadurch entgeht sie eventuellen späten Frühjahrsfrösten. Der Blütezeitpunkt liegt ein bis zwei Tage nach der Müller-Thurgau. Die Kerner bringt hohe Öchslegrade und zeichnet eine gute Winterfrosthärte aus.
Als Nachteil der Kerner gilt ihre Krankheitsanfälligkeit, besonders gegen Oidium. Die Rebsorte neigt genetisch bedingt zu erhöhter Geiztriebbildung. Aus diesem Grund erfordert sie eine besonders sorgfältige Pflege in den Weinbergen.
Weintyp
Die Kernerrebe liebt Böden, die weder zu nass noch zu trocken sind. Eine lange Reifezeit bis in den Spätherbst ermöglicht Mostgewichte über denen der Riesling. Die Sorte liefert gute, recht kontinuierliche Erträge. Das Bukett ist etwas aromatischer als beim Riesling. Kerner ist säurebetont, feinaromatisch und fruchtig: Birne, Orangenkonfitüre, Grüner Apfel, Johannisbeere, Aprikose, bis hin zum Geschmack von Eisbonbon, manchmal gar mit einem leichten Muskatton, sind charakteristisch für Kernerweine.
Synonyme
keine