Am 17. April 2011 rief Wines of Argentina (WofA) den ersten Welttag des Malbec aus. Heute, auf den Tag genau neun Jahre später, unterstützt die Organisation zur Promotion von Wein aus Argentinien Anlässe in 75 Städten in 44 Ländern. Während London, Paris, Mailand, Prag und Rotterdam den Malbec feiern, ist der Welttag für diese Rebsorte in der Schweiz weitgehend unbekannt. Dabei gäbe es allen Grund zum Feiern: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Anbaufläche für Malbec hierzulande auf 20 Hektaren verdoppelt. An der Spitze stehen die Kantone Aargau (3,3 ha*), Zürich (3 ha) und die Waadt (2,9 ha), es folgen die Kantone Wallis (1,69 ha), Genf (1,57 ha) und die Region Bielersee (1,56 ha). Die Tendenz ist steigend.
Mit einem Klick auf das Bild können Sie den Beitrag in der Hotellerie Gastronomie Zeitung heunterladen. (Bild weinweltfoto.ch/Hans-Peter Siffert). Detaillierte Verkostungsnotitzen von Shweizer Malbec gibt es hier.
Weltweit gedeihen Malbec-Reben auf geschätzten 61 500 Hektaren. Davon stehen rund 70 Prozent in Argentinien, weitere 20 Prozent in Frankreich, und die übrigen 10 Prozent teilen sich Chile und zahlreiche weitere Weinbauländer. Auch hier steigt die Anbaufläche Tag für Tag.
Von Cahors nach Mendoza
Ursprünglich stammt die Malbec-Rebe aus der Region Quercy um die Stadt Cahors im Südwesten Frankreichs. Sie entstand aus einer natürlichen Kreuzung von Prunelard und Magdeleine Noire des Charentes. Magdeleine Noire ist auch die Mutter der Merlot-Rebe, was Merlot und Malbec zu Halbgeschwistern – aber auch guten Assemblagepartnern – macht. Vor der Einführung von DNA-Analysen wurden die beiden Sorten häufig verwechselt. Die wichtigsten Synonyme sind Côt an der Loire und Pressac in der Region Bordeaux. Als Noir de Pressac wurde die Sorte 1761 erstmals schriftlich erwähnt. Im Jahr 1853 brachte der französische Agronom Michel Aimé Pouget erste Malbec-Reben nach Argentinien. Kurz darauf brach in Frankreich die «Reblauskrise» aus. Grosse Rebflächen wurden vernichtet und Malbec musste ertragsstärkeren Sorten weichen. Zudem fielen zahlreiche Rebstöcke dem aussergewöhnlich harten Frosts im Jahr 1956 zum Opfer.
Halten konnte sich die Malbec-Rebe in ihrer Heimat, dem Cahors. Dort erhielt die Sorte 1971 die Appellation d’Origine Contrôlée. Heute muss ein Wein der AOC Cahors mindestens 70 Prozent Malbec enthalten und wird klassischerweise nicht in Barriques, sondern in grossen Holzfässern ausgebaut.
Vom Blender zum Star
Die «Vins Noirs», die schwarzen Weine aus Cahors, waren weitherum beliebt. So auch im Bordelais und an der Loire. Zahlreiche Winzer hatten dort die Farbe ihrer Weine mit Malbec «aufgemotzt». Darauf basiert der Irrglaube, der sich bis heute halten konnte, dass Rotweine mit dunkler Farbe von besserer Qualität seien als solche mit heller Farbe. Auch die kräftigen Tannine fanden Gefallen. Zusätzliche Bitterstoffe galten als Konservierungsmittel. Nicht umsonst reiften Cahors-Weine bis zu zehn Jahre in grossen Fässern.
In der Schweiz begünstigt der Klimawandel seit der Jahrtausendwende den Anbau von Malbec. Denn die Sorte mag keine eisige Kälte im Winter und reagiert empfindlich auf Spätfrost. Ihre lockerbeerigen Trauben trocknen hingegen rasch, was ein Vorteil ist im Kampf gegen Fäulnis und die Kirschessigfliege. Malbec ergibt nicht nur farbintensive, sondern auch blumig-fruchtige Weine. Häufig duften diese nach Veilchen, Rosen oder Flieder, nach Cassis, Brom- und Holunderbeeren sowie Zwetschgen. Immer haben die Weine eine würzige Komponente. Reifen die Trauben nicht optimal aus, kommen grüne, kräutrige Noten dazu.
Malbec unterscheidet sich deutlich vom hellen, rotbeerigen Blauburgunder/Pinot Noir. Dies ist mit ein Grund, warum viele Winzer Malbec anpflanzen und damit ihren Kunden etwas Neues anbieten können.
Eleganz braucht keine Perfektion
Gemäss dem Motto des Welttags des Malbec «Elegance Doesn’t Need Perfection» suchen die Weinmacher Argentiniens nicht mehr nach perfekt gestylten Weinen. Besondere Eigenschaften der Anbaugebiete, einzigartige Texturen oder spürbare Frische rücken in den Vordergrund. Genauso individuell keltern Schweizer Winzer – und die Güte ihrer Malbec-Weine wäre ein weiterer Grund zum Feiern. «Das Niveau ist sehr hoch», sagt Michel Gygax, Geschäftsführer der KG Gastrokultur in Bern. «Die Schweizer Crus können problemlos mit Weinen aus Frankreich, Argentinien und Chile mithalten.» Der Gastronom und Weinliebhaber war Mitverkoster für die Auswahl auf der folgenden Seite.
(Gabriel Tinguely für die Hotellerie Gastronomit Zeitung)
* Zahlen aus «Das Weinjahr 2017» des
Bundesamts für Landwirtschaft.
Von den 1368 in der Rebsortenbibel «The Grapes» von José Vouillamoz, Jancis Robinson und Julia Harding beschriebenen Reben, ist 16 Sorten ein Welttag gewidmet.