2013-05-25

Weinwandern entlang von Trockenmauern

Schweiz Tourismus stellt den Sommer 2013 unter das Thema der «Lebendigen Traditionen».Dazu gehört auch die ökologische und kulturelle Bedeutung von Trockenmauern. Neu entdeckt, sind sie ein Beispiel für sanften Tourismus. Denn nichts muss verändert oder neu gebaut werden. Heute wurde der «Chemin des vignes en terrasses», der Wanderweg über Rebterrassen, in Martigny eröffnet.

Die Idee zu diesem jüngsten Themenweg der Schweiz hatte die junge Önologin Sarah Besse aus Matigny-Combe. Der Weg führt von La Bâtiaz nach Plan Cerisier und bietet eine einmalige Panoramasicht ins Walliser Haupttal. Für den Rückweg können zwei Varianten gewählt werden: der Spaziergang entlang des Flusses Dranse oder der Parcours durch die Geschichte von Martigny. Der «Chemin des vignes en terrasses», der Wanderweg über Rebterrassen, in Martigny ist ein Beispiel für sanften Tourismus. Nichts musste verändert oder neu gebaut werden. Nebst der Signalisation auf bestehenden Wegweisern wurden entlang des Wanderwegs lediglich sieben Tafeln mit Informationen aufgestellt.

www.martigny.com

Sarah Besse durschneidet das rote Band und eröffnet umgeben von Vertretern der Gemeinden, Sponsoren und Tourismus den «Chemin des vignes en terrasses» in Martigny/VS.

 


Stein auf Stein

Mauern aus Stein. Rebmauern. Stein auf Stein geschichtet prägen sie das Landschaftsbild am Bielersee, im Lavaux und im Wallis. Es gibt sie im Veltlin, im Aostatal, an der Mosel und in zahlreichen weiteren Weinbaugebieten. Trockenmauern unterteilen Reblagen in Parzellen, Felder in Weiden und stützen tausende von Terrassen. Auch in Asien werden auf solchen mauergesäumten Terrassen Tee und Reis angebaut. Und in Jemen reichen bemerkenswerte Terrassenkulturen bis hinauf auf 2600 Meter über Meer.

Es ist unmöglich, den Ursprung von Trockenmauern und Rebterrassen zu datieren. Die ältesten aus losen Steinen und ohne Mörtel konstruierten Mauern in der Schweiz befinden sich in den Bündner Alpen und stammen vermutlich aus der Bronzezeit. Im Lavaux, seit 2007 ein Unesco-Weltkulturerbe, taucht die Errichtung von «charmus», am Hang errichtete Terrassen, erstmals in einem Dokument aus dem Jahr 1331 auf.


Das Bild der bis zu 18 Meter Hohen Mauer der Lage Cotzette bei Sion ziert dat Titelbild des Buches «Murs de pierres, murs de vignes». Bild: Walliser Reb- und Weinmuseum

Für das Buch «Murs de pierres, murs de vignes» (Walliser Reb- und Weinmuseum, 2012) haben Anne-Dominique Zufferey-Périsset und ihre Co-Autoren die Geschichte der Rebmauern dokumentiert. So sind im Oberwallis Stützmauern und Spuren von Werkzeugen aus der Eisenzeit gefunden worden. Keinerlei Indizien weisen jedoch darauf hin, dass sie mit dem Rebbau im Zusammenhang stehen. Die älteste Erwähnung von Rebmauern befindet sich in den Kontobüchern der «Chatellenie de Saillon» aus dem Jahr 1341. Sie bestätigt das Vorhandensein von «charmuri», das bedeutet Trockenmauer, in den Reben des Grafen von Savoyen, direkt unter dem Wachtturm von Saillon.

Ab dem Jahr 1700 erwähnen verschiedene Dokumente die Anwesenheit von italienischen Maurern für Reparaturarbeiten. Zu einem späteren Zeitpunkt, als der Rebbau die Talebene verlässt, um sich an den Hängen auszubreiten, entstehen bedeutende Baustellen. Die eindrucksvollen Mauern in der Lage Cotzette, oberhalb von Sitten, erreichen zum Teil Höhen von 18 Metern und hatten, von 1863 bis 1908, eine Bauzeit von 45 Jahren. Der Weinhandel floriert, mit dem Anbau von Trauben lässt sich gutes Geld verdienen und es werden immer noch mehr Terrassen gebaut. Heute gibt es im Wallis 3000 Kilometer Trockenmauern und auf kleinsten Terrassen wachsen manchmal nur wenige Rebstöcke. Diese verlangen einen regelmässigen Unterhalt. Nachdem in den 1950er-Jahren die Landwirtschaft an Stellenwert verlor und die Mauern mit Mörtel und Beton schneller, einfacher und günstiger repariert und gebaut werden konnten, besinnt man sich heute wieder auf das traditionelle Handwerk.

«Seit frühester Zeit, seit dem Anbeginn der Zeitrechnung, von Jahr zu Jahr - erst die Römer, dann Mönche, darauf Herren in Roben, Leute in Hosen und noch weitere und viele andere, später unsere Ur-Grossväter, dann die Grossväter und unsere Väter, jetzt wir - tragen wir Steine zusammen, bauen Mauern, schichten Stein auf Stein, erweitern, verbessern und unterhalten das Werk», schreibt der Schweizer Stiftsteller Charles-Ferdinand Ramuz in «Le Passage Du Poète» über die Terrassen des Lavaux. Damit beschreibt er treffend, wie das Wissen über den Bau von Trockenmauern weitergegeben wurde: vom Vater zum Sohn und der Meister unterrichtete seine Gesellen direkt auf der Baustelle. Bei ihren Recherchen für das Buch «Murs de pierres, murs de vignes» fanden die Autoren nur wenige Schriftstücke mit Anleitungen für den Bau von Trockenmauern. Dafür erzählen die Mauern ihre Geschichte: Verwendet wurden die vor Ort vorgefundenen Steine wie Granit, Gneis, Kalkstein oder Schiefer, in Platten, Brocken oder von Gletschern geschliffene Steine. Die Maurer nahmen was sie verwenden konnten. Waren alle Steine verbaut, sprengten sie neue aus den Felsen. Bis ins Jahr 1970 wurde Sprengstoff in fast allen Läden angeboten. So verändern die Trockenmauern ihr Aussehen und die Farbe von Martigny bis nach Leuk. Doch nicht alle Steine stammen aus der Umgebung. Viele Tonnen wurden aus Steinbrüchen - oft auch von der anderen Seite des Tals - herbeigeschafft. Eine aufwändige und teure Arbeit. Aus alten Dokumenten geht hervor, dass ein grosser Wert auf die Qualität der Steine gelegt wurde. Gute und günstige Steine werden heute in den wenigen verbliebenen Steinbrüchen gewonnen und per Helikopter transportiert. Solches, zur Reparatur verwendetes Material erscheint jedoch wie Fremdkörper. Hier gibt es Bestrebungen, regionale Steinbrüche wieder zu aktivieren.

Trockenmauern sind widerstandsfähiger als solche aus Beton. Gut unterhaltene Stützmauern verhindern die Erosion. Indem sie wie ein Sieb Wasser durchlassen sind sie weniger Druck ausgesetzt als Mauern aus Beton. Deshalb setzen sich zwei Organisationen dafür ein, dass das Wissen und das Handwerk nicht verloren geht: Die Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz SUS hat bereits 1994 die Sektion «Trockensteinmauern» eröffnet. Die Stiftung unterstützt Organisationen und Private beim Planen und Durchführen ihrer Trockenmauerprojekte. Für Interessierte bietet die SUS Kurse an, in denen unter fachkundiger Leitung Trockenmauern gebaut oder repariert werden. Seit dem Jahr 2004 bietet auch die Kantonale Landwirtschaftliche Schule Châteauneuf in Sion Trockenmauer-Kurse an. Diese Ausbildung ist dem internationalen Projekt «Hercule» angeschlossen, dessen Ziel das Erhalten der Trockenmauern ist. Die Kurse richten sich nicht nur an Winzer, sondern auch an Bauunternehmer und Landschaftsgärtner.

Die Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz hat eine Anleitung für den Bau und die Reparatur von Trockenmauern herausgegeben. Im gut 85-seitigen Büchlein werden die einzelnen Schritte erklärt. Illustrationen unterstützen das Verständnis. Für den Bau von einem Laufmeter Trockenmauer mit einem 70 Zentimeter breiten Fundament und einem Meter Höhe braucht es eine Tonne Steine. Ein erfahrener Handwerker kann pro Tag - vorausgesetzt es sind genügend Steine vorhanden - zwei bis vier Laufmeter einer meterhohen Weidemauer errichten. Hilfsmittel für den Bau sind Hammer und Meissel zum Bearbeiten der Steine sowie Schnüre und Latten zum Ausrichten der Mauer. Auf das Fundament von grossen Steinen folgen Schichten von erst grösseren und weiter oben kleineren Bausteinen. Freistehende Mauern werden in der Regel doppelwandig gebaut. Das heisst rechts und links auf das Fundament kommen Bausteine und der Zwischenraum wird mit Füllsteinen ausgelegt. Pro Laufmeter braucht es mindestens einen Binder, der auf halber Höhe den linken und rechten Baustein abdeckt. Auf der gewünschten Höhe wird die Mauer mit Decksteinen abgeschlossen. Für freistehende Mauern gilt die Formel Höhe durch zwei gleich Breite des Fundaments. Etwas komplizierter ist der Bau von Stützmauern für Terrassen. Hier muss der Druck von Erde und Wasser starker Regenfälle mit einberechent werden. Zudem gilt es das Fundament und die Mauer leicht gegen den Hang zu neigen.

Nebst dem Besuch eines Kurses und dem Studium entsprechender Literatur, sollten die fünf goldenen Regeln des Mauerbaus befolgt werden.

  • Alle Steine so setzen, dass jeder Stein seine beiden Nachbarsteine berührt. Lücken gefährden die Stabilität.
  •  Die Steine versetzt plazieren, damit keine über mehrere Schichten durchlaufende Stossfugen entstehen.
  • Die Hohlräume zwischen und unter den Bausteinen minutiös mit Füllsteinen füllen. Dabei muss jeder Stein einzeln eingepasst werden und darf nicht wackeln.
  • Die Bausteine so setzen, dass deren Oberfläche immer waagrecht liegt. In diesem Fall müssen unförmige Steine mit Keilen oder spitzen Steinen unterlegt werden.
  • Immer wieder die Richtschnur kontrollieren, damit sich die Form der Mauer nicht verändert.

Ein Quadratmeter Trockenmauer zu erstellen oder reparieren kostet rund 1000 Franken. Die tausende von Kilometern langen und bis zu 18 Meter hohen, über Generationen erbauten, monumentalen Bauwerke haben eine unschätzbaren Wert – auch für den Tourismus.

www.museevalaisanduvin.ch

www.umwelteinsatz.ch

 


Lebendige Traditionen

Schweiz Tourismus stellt den Sommer 2013 unter das Thema der «Lebendigen Traditionen». «Die Aufrechterhaltung überlieferter Bräuche und Traditionen spielt in der heutigen Zeit, in der alles schneller gehen muss und eine Einkaufsstrasse der anderen gleicht, eine wichtige Rolle», sagt Alain Suter, Mediensprecher von Schweiz Tourismus. «Dazu gehört auch die ökologische und kulturelle Bedeutung von Trockenmauern. Wie man solche baut, kann man zum Beispiel im bündnerischen Domleschg erleben.»

www.myswitzerland.ch


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Passage du poète
de Charles-Ferdinand Ramuz

Bovard de nouveau dans sa vigne…

Et le bon Dieu lui-même a décidé que ce serait en vignes, ayant orienté le mont comme il convient, se disant: "Je vais faire une belle pente tout exprès, dans l'exposition qu'il faut, avec l'inclinaison qu'il faut, et je vais mettre encore dans le bas la nappe de l'eau pour qu'il y ait ainsi deux soleils sur elle, que le soleil qui vient ailleurs d'en haut seulement vienne ici d'en haut et d'en bas…"

Le bon Dieu a commencé, nous on est venu ensuite et on a fini...

Le bon Dieu a fait la pente, mais nous on a fait qu'elle serve, on a fait qu'elle tienne, on a fait qu'elle dure: alors est-ce qu on la reconnaîtrait seulement à présent, dit-il encore, sous son habillement de pierre? et ailleurs l'homme se contente de semer, planter, de retourner; nous, on l'a d'abord mise en caisses, regardez voir si ce que je dis n'est pas vrai; mise en caisses, je dis bien, mise tout entière dans des caisses et, ces caisses, il a fallu ensuite les mettre les unes sur les autres...

Il les montre avec sa main qui monte de plus en plus, par secousses, à cause de tous ces étages, à cause de tous ces carrés de murs comme des marches. Et c'est plus du naturel, c'est du fabriqué; c'est nous, c'est fabriqué par nous, ça ne tient que grâce à nous; ça n'est plus une pente, c'est une construction, c'est une tour, c'est un devant de forteresse...

Depuis les tout vieux temps, depuis aussi loin qu'on existe, depuis les Romains et depuis les moines, les vieux temps et les tout vieux temps; et ça s'appelle encore par ici l'Abbaye, il y a le vin des Abbesses, ça s'appelle le Prieuré, c'est plein de noms de ces temps-là partout, c'est encore plein de leur ouvrage; et regardez-moi ces murs, regardez-moi seulement ces murs Si loin que l'œil porte, Si loin qu'on tire avec le regard en haut et en bas, à droite et à gauche, - combien ça en fait-il? parce qu'il a fallu, sans quoi la terre serait venue en bas; Alors ils en ont fait un premier, puis un autre, et puis dix, et cent, puis mille, commençant par le bord de l'eau, après quoi ils sont montés, ils sont montés jusque dans le ciel à leur échelle, et là ils auraient trouvé à grimper encore qu ils seraient grimpés...

Depuis les vieux temps, depuis tout là-bas dans le temps, d'année en année: les Romains, les moines, les gens à robes, les gens à pantalons, et puis des autres et encore des autres, et puis nos arrière-grands-pères et puis nos grands-pères et puis nos pères, et puis nous: à faire, et ensuite à refaire, à construire, et à reconstruire et à re-reconstruire, entretenir, recimenter; chaque année remonter sur son dos la terre, remonter à la hotte la pente tout entière; aller voir où ça s'est fendu, là où le mont pousse en avant, là où la pierre cède, là où elle se fissure; et boucher les trous, combler les fissures, repousser le mont en arrière, faire que ça tienne quand même, faire que ça dure, - depuis deux mille ans peut-être que ça dure, mais ça n'aurait pas duré et ça ne durerait pas, si on ne s'en était pas mêlé, si on ne rebâtissait pas tout le temps...

Il s'est arrêté, fatigué de mots.