2024-06-28

Schweizer Bioweinpreis 2024

Wenn der Sommer als zu kühl und vor allem als zu regenreich empfunden wird, haben die Winzer ein Problem. Denn Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad und viel Feuchtigkeit bieten ideale Voraussetzungen für das Gedeihen des Mehltaus, einer Pilzerkrankung. Oidium, Echter Mehltau, befällt vor allem die Blüten und sich entwickelnden Trauben. Mildiou oder Falscher Mehltau verursacht braune Flecken auf den Blättern, was die Photosynthese beeinträchtigt. Regen während der Blüte hat unbefruchtete Blüten zur Folge, die keine Beeren entwickeln, was die Fachsprache verrieseln nennt. Schutz vor Mehltau bieten verschiedene Spritzmittel – chemische und für den Biorebbau biologische. Ist das Jahr so regenreich wie dieses, sind die Böden zu nass und die Zeitfenster zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln extrem klein. Dieses Jahr haben konventionell und biologisch arbeitende Winzer so viel gespritzt wie noch selten zuvor. Trotzdem werden sie in vereinzelten Parzellen kaum Trauben ernten können.

Trotz dieser Herausforderungen ist die Schweizer Biowein-Szene lebendiger denn je. Das zeigte die Preisverleihung des 6. Bio-Vino-Wettbewerbs, an dem alle Bio- und Naturweine, ob Bio-Fédéral, Knospe oder Demeter, teilnehmen konnten. Bei dieser Gelegenheit waren alle Schweizer Weinregionen durch 70 Winzerinnen und Winzer mit über 400 Weinen vertreten.

Die Preisverleihung mit Degustation der Kategoriensieger fand am 28. Juni im Kulturlokal Rank in der Niederdorfstrasse in Zürich statt. Am Montag, 1. Juli wurden die Gewinner bei der Cave de La Côte in Tolochenaz ein zweites Mal geehrt. Die Liste und Bilder der Ausgezeichneten folgen am 2. Juli.



Sechs Mémoire-Winzerinnen und Winzer standen auf dem Podest. Von links: Emilienne Hutin von der Domaine des Hutins in Dardagny/GE, Jean-Pierre Kuntzer von der Domaine Saint-Sébaste in St-Blaise/NE, Sarah Besse von der Cave Gérald Besse in Martigny/VS, Jean-Denis Perrochet von der Domaine de la Maison Carrée in Auvernier/NE, Laura Cruchon von der Domaine Henri Cruchon in Echichens/VD und Louis-Philippe Burgat von den Caves de Chambleau in Colombier/NE. (Bild: Gabriel Tinguely)


Die Sieger der nach der 100-Punkte-Skala verkosteten Weine nach Kategorien

Chasselas

  1. B Bio 2022, AOC La Côte, Cave de La Côte, Alicia Ceppi mit 92,5 Punkten
  2. Fendant Trémazières 2023, AOC Valais, Daniel Magliocco et fils, Mikaël Magliocco mit 91,67 Punkten
  3. Viborne 2022, AOC La Côte Mont-sur-Rolle Grand Cru, Domaine viticole de Autecour, Michaël Monnier mit 91 Punkten

Sortenreine Weissweine

  1. Burgonde Chardonnay 2019, AOC La Côte Bursins Grand Cru, Domaine Delaharpe, Karine & Yann Menthonnex mit 90,4 Punkten
  2. Pinot Gris 2023, AOC Vully, Cave de la Tour, Lionel & Dalila Biolley mit 90 Punkten
    Petite Arvine 2023, AOC Valais, Daniel Magliocco et fils, Mikaël Magliocco mit 90 Punkten
    Sauvignon Blanc 2023, AOC Genève 1er Cru Coteaux de Dardagny, Domaine Les Hutins, Emilienne Hutin Zumbach mit 90 Punkten
  3. Heida Champortay®? 2022, AOC Valais, Domaine Gérald Besse, Sarah Besse mit 89,83 Punkten

Weisse Assemblagen

  1. Nez Noir 2022, AOC Valais, Domaines Rouvinez, Céline Petoud mit 89,6 Punkten, 40 % Heida, 40 % Petite Arvine und 20 % Johannisberg
    La Céleste 2019, AOC La Côte Bursins Grand Cru, Domaine Delaharpe, Karine & Yann Menthonnex mit 89,6 Punkten
  2. Les deux Sauvages blanc 2023, AOC Neuchâtel, Domaine de Montmollin, Benoit de Montmollin mit 87,8 Punkten, 50 % Chasselas, 30% Viognier und 20 % Sauvignon Blanc
    Chardonnay – Sauvignon Blanc 2023, AOC La Côte, Domaine du Brantard, Antoine Sauty mit 87,8 Punkten, 40 % Chardonnay und 60 % Sauvignon Blanc
  3. Sauvignon Blanc 2023, AOC Lavaux Villette Grand Cru, Domaine de la Bolliataz, Charles Rolaz, Hammel mit 87,6 Punkten

Rosé und Blanc de Noir

  1. Oeil-de-Perdrix 2023, AOC Neuchâtel, Caves de Chambleau, Luis-Philippe Burgat mit 89,50 Punkten, 100 % Pinot Noir
  2. Lilium 2023, DOC Ticino, Vinattieri Ticino SA, Ramesh Oertli mit 89 Punkten, 100 % Merlot
    Nez Noir 2023, AOC Valais, Domaines Rouvinez, Céline Petoud mit 89 Punkten, 60 % Pinot Noir und 40 % Merlot
  3. Rosé 2023, AOC Aargau, Weingut FiBL, Thomas Öliger mit 88,33 Punkten, 80 % Pinot Noir, 20 % Muscat Bleu

Pinot Noir

  1. Les Bogardes 2021, AOC Neuchâtel, Caves de Chambleau, Luis-Philippe Burgat mit 92,2 Punkten
  2. Pinot Noir Vieille Vigne bio dynamique 2022, AOC La Côte Begnins, Domaine La Capitaine, Reynald Parmelin mit 89,8 Punkten
  3. Pinot Noir Réserve 2021, AOC Neuchâtel, Domaine Saint-Sébaste, Elodie Kuntzer mit 89,6 Punkten

Sortenreine Rotweine

  1. Garanoir 2023, AOC Côte de l’Orbe, Domaine YM, Yann Morel mit 89,5 Punkten
    Malbec biodynamique 2020, AOC La Côte Begnins Grand Cru, Domaine La Capitaine, Reynald Parmelin mit 89,5 Punkten
  2. Syrah 2022, AOC Valais, Reto Mueller, Artisan Vigneron mit 89,4 Punkten
  3. Humagne 2023, AOC Valais, Daniel Magliocco et fils, Mikaël Magliocco mit 89,17 Punkten

Rote Assemblagen

  1. Diolinoir Galotta biodynamique 2020, AOC La Côte Begnins Grand Cru, Domaine La Capitaine, Reynald Parmelin mit 91 Punkten, 80 % Galotta und 20 % Diolinoir
  2. Nez Noir Réserve 2022, AOC Valais, Domaines Rouvinez, Céline Petoud mit 90 Punkten, je 20 % Merlot, Gamay, Gamaret, Pinot Noir und Cornalin
  3. L’Aiguillage Cuvée des Pèdzes 2022, AOC Vaud, Cave de La Côte, Alicia Ceppi mit 89,8 Punkten, 38 % Garanoir, 32 % Gamaret und 20 % Pinot Noir

Süss- und Schaumweine

  1. Flétri 2022, AOC Neuchâtel Auvernier, Domaine de La Maison Carrée, Alexandre et Jean-Denis Perrochet mit 92,4 Punkten, 50 % Chardonnay und 50 % Pinot Gris
  2. Crémant 2021, AOC Aargau, Weingut FiBL, Thomas Öliger mit 89,83 Punkten, 50 % Pinot Noir und 50 % Chardonnay
  3. Pet Nat «A Poil» 2023, AOC Neuchâtel, Domaine de Montmollin, Benoit de Montmollin mit 89,6 Punkten, 80 % Chasselas und 20 % Sauvignon Blanc

Weisse Naturweine und «Oranges»

  1. Sans Peur 2022, AOC Valais, Cave du Chevalier Bayard, Adriana Pigrau mit 90 Punkten, 100 % Johannisberg
  2. Altesse Nature 2021, AOC La Côte Morges, Domaine Henri Cruchon, Catherine Cruchon-Griggs mit 89,8 Punkten
  3. Vin orange Nature 2023, AOC Neuchâtel, Domaine Saint-Sébaste, Elodie Kuntzer mit 89,6 Punkten, 100 % Sauvignon Blanc
    Schafiser Pinot Gris Orange 2023, AOC Bielersee, Rebut Stadt Bern, Thomas Berner mit 89,6 Punkten

Rote Naturweine

  1. Anne-Sombre 2022, AOC Bielersee, Anne-Claire Schott mit 90 Punkten, 35 % Gamaret, 40 % Diolinoir und 25 % Gewürztraminer
  2. Parcelle 982 Gamay Sélection Nature 2022, AOC La Côte Morges Grand Cru, Domaine de la Ville de Morges, Jean-François Crausaz mit 89,8 Punkten
    Für Natur 2022, AOC Valais, Reto Mueller, Artisan Vigneron mit 89,8 Punkten, 100 % Gamaret
  3. Pinot Noir Nature 2023, AOC Valais, Cave Le Bosset, Romaine Blaser mit 89,2 Punkten

Spezialpreise gewannen:
Bester Schweizer Bio-Wein 2024
B Bio 2022, AOC La Côte, Cave de La Côte, Alicia Ceppi mit 92,5 Punkten, 100 % Chasselas

Beste Schweizer Bio-Kellerei 2024
Cave de La Côte mit 182,3/200 Punkten

Beste Schweizer Weinkellerei Natur 2024
Domaine de la Ville de Morges mit 178,8/200 Punkten

Mit einem Klick auf das Bild kann die Liste mit allen Gold- und Silbermedaillengewinnern herunterladen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Rodrigo Banto, seit 2003 Chefönologe der Cave de la Côte in Tolochenaz/VD, und CEO Julien Hoefliger durften das Diplom als Beste Schweizer Bio-Kellerei 2024 entgegennehmen.

Julien Pasche, Önologe der Domaine de la Ville de Morges in Morges/VD, überzeugte mit seinen Naturweinen und wurde mit dem Diplom beste Schweizer Weinkellerei Natur 2024 ausgezeichnet..

(Gabriel Tinguely)


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Kommentar

Wenn ich in Lausanne über den Markt schlendere, stelle ich fest, dass die Herkunft der Produkte höher gesichtet wird als eine konventionelle, integrierte oder biologische Produktion. Auf dem Markt in Zürich hingegen hat Bio den höheren Stellenwert als die Herkunft. Da erstaunt es schon, dass die Preisverleihung in Zürich eine Westschweizer Veranstaltung war. Einzig das Weingut der Forschungsanstalt Fibl vertrat die Deutschschweiz. Dabei würden auch zahlreiche Deutschschweizer Winzerinnen und Winzer Bio- oder Naturweine keltern. Auch aus dem Tessin befand sich kein Produzent unter den Preisträgern.

Gabriel Tinguely

Stimmen aus der Branche

Bester Bio-Pinot Noir der Schweiz und bester Bio-Rosé der Schweiz!
Der Schweizer Weinwettbewerb BioVino 2024 hat den Pinot Noir Les Bovardes 2021 mit dem Preis für den besten Bio-Pinot Noir der Schweiz ausgezeichnet. Dazu schreibt Louis-Philippe Burgat:
 
Dies bedeutet eine hohe Weihe für diesen hervorragenden Einzellagen-Jahrgang. Das Bovardes-Terroir liegt im Süden unserer Domaine. Die rund dreissigjährigen Rebstöcke bringen nur wenige Trauben hervor, die Beeren bleiben klein, sind aber sehr konzentriert. Der frische Jahrgang 2021 verlieh dem Pinot Noir eine unvergleichliche Finesse. Und die Reifung in Fässern bringt eine Rundheit und Fülle, die sich jetzt, drei Jahre nach der Ernte, auf dem Höhepunkt zeigt. In der Nase erinnert unser Bovardes an Sauerkirsche und Erdbeere. Schwarze Johannisbeere und Brombeere entwickeln sich im Gaumen und enden mit einer kalkigen Tanninnote von höchster Wirkung.
Auch unser Œil-de-Perdrix 2023 ist nicht zu übertreffen, denn er wurde zum besten Bio-Roséwein der Schweiz gekürt! Seine intensiven Aromen von Mandarine und Aprikose, unterstützt vom reichen und erfrischenden Körper überzeugten die Jury. Die rosa Farbe kommt in der transparenten Flasche wunderschön zur Geltung. Für Liebhaber grosser Formate haben wir einige Magnum vorbereitet.