2019-12-02

Präsentieren oder demonstrieren

Während in Zürich rund 150 Winzerinnen und Winzer aus allen Landesteilen einem interessierten Publikum (rund 1300 Besucher) präsentierten, demonstrierten an die 200 Weinbauern und Winzerinnen - hauptsächlich aus der Westschweiz - auf dem Bundesplatz in Bern für den Schweizer Wein. Sie fordern eine Überprüfung der Einfuhrsteuern auf ausländischem Wein.

Der grosse Auftritt der Schweizer Winzer in Zürich

Das Swiss Wine Tasting ist und bleibt die grösste Ausstellung von Schweizer Wein. Nirgendwo sonst erhalten Fach-, aber auch Privatbesucher einen besseren Überblick über das aktuelle Schaffen der Schweizer Winzer. Die 11. Ausgabe der Ausstellung war noch interessanterals alle früheren.

Viele Junge interessieren sich für Schweizer Weine. (Bild Hans-Peter Siffert, weinweltfoto.ch)

Rund 1300 Besucher zählte das Swiss Wine Tasting. (Bild Hans-Peter Siffert, weinweltfoto.ch)

Mit rund 150 Ausstellern aus allen Landesgegenden wurde ein neuer Rekord erreicht. Natürlich nahmen wieder alle sechs Weinbauregionen der Schweiz (Wallis, Waadt, Genf, Drei-Seen-Region, Deutschschweiz und Tessin) am Swiss Wine Tasting teil. Besonders gut vertreten waren dabei die Weinbaukantone Graubünden (23 Betriebe), Zürich (16), Waadt (22), Wallis (22) und Tessin (16). Weitere zehn Kantone rundeten mit ihren besten Betrieben das Bild der Weinschweiz repräsentativ ab.

Speziell im Rampenlicht standen dieses Jahr die aufstrebende, kantonsübergreifende Weinbauregion Zürichsee. Ein Dutzend Spitzenwinzer aus den drei Kantonen Zürich, St. Gallen und Schwyz bildeten mit ihren Aufsehen erregenden Weinen vom Zürichsee den eigentlichen Hotspot der Ausstellung.

Grosse Anziehungspunkte waren aber auch die Stände des Office des Vins Vaudois und des Mondial du Chasselas, wo mit den Waadtländer Premiers Grands Crus und den diesjährigen Mondial-Siegern die besten Chasselas verkostet werden konnten. Ein Must für alle Liebhaber der wichtigsten Schweizer Weissweinsorte!

Einen Blick in die Zukunft (die schon begonnen hat) eröffnete schliesslich der Stand der Vereinigung Junge Schweiz –Neue Winzer, wo junge, kreative Winzerinnen und Winzer ihr ganzes Können unter Beweis stellten.

Und das ist noch nicht alles: Auch ein Blick zurück in die Vergangenheit war möglich. Die Sonderschau des Swiss Wine Vintage Award 2019 umfasste 57 prämierte Weinedes Jahrgangs 2009, denen man ihr Alter kaum anmerkte.

Westschweizer Winzer demonstrieren in Bern

Während in der Schweiz die Lagerbestände wüchsen, werde mehr ausländischer Wein getrunken, kritisierten die Winzer gemäss der Nachrichtenagentur SDA. Es sei jedoch unmöglich, mit den Preisen der Import-Weine mitzuhalten. Die Demonstrierenden forderten mehr Bundes-Unterstützung und eine Überprüfung der Einfuhrsteuern. Geplant ist am 17. Dezember ein Treffen mit Bundesrat Guy Parmelin.

Der junge Weinbauer Alexandre Fischer organisierte die  Demo. (Bild: Bauernzeitung/jw)

Rund 200 Demonstranten reisten vor allem aus den Westschweizer Weinbaukantonen an. Auch die Kleinsten waren mit dabei. (Bild: Bauernzeitung/jw)

«Les Raisins de la colère» («Die Trauben des Zorns») ist der französische Titel eines Romans von John Steinbeck aus dem Jahr 1939, für den der Autor den Pulitzerpreis gewann. Unter dem gleichen Motto organisierte ein Komitee aus Weinbauern und Winzern am Montag eine Demonstration in Bern. Die Weinbauern, die vornehmlich aus den Kantonen Waadt, Wallis und Genf nach Bern reisten, nutzten den Beginn der Wintersession, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.

Einfuhrsteuern überprüfen
Sie sind unter Druck, weil die Weinkeller nach einer Grossernte 2018 übervoll sind. Gleichzeitig sinkt der Weinkonsum und der Marktanteil der Schweizer Weine im Inland geht zurück. Die Demonstranten verlangten mehr Unterstützung vom Bund und eine Überprüfung der Einfuhrsteuern auf ausländischem Wein, weil es für sie unmöglich sei, mit den Preisen der importieren Weine mitzuhalten. Diese würden für drei bis vier Franken pro Flasche verkauft. Für ihre Weine müssten die Produzenten zehn bis 15 Franken pro Flasche verlangen.

«Zuspruch berührt mich»
Organisiert hat die Kundgebung der der junge Weinbauer Alexandre Fischer aus Yens-sur-Morge VD. Im Gespräch mit der BauernZeitung zeigt er sich zufrieden mit dem Aufmarsch. «Ich habe viel Zuspruch via Whatapp-Nachrichten erhalten. Auch Parlamentarier haben sich bei mir gemeldet. Sie wollen hier vorbeikommen und andere treffen wir später noch.» Das berühre ihn, sagt er weiter. Am 17. Dezember ist ein Treffen mit Wirtschaftsminister und dem ehemaligen Winzer Guy Parmelin vorgesehen.

Bis zum 4. Dezember gaben 69 Prozent der Leser der Bauernzeitung online an, dass sie Schweizer Wein trinken würden.

(Quellen: Swiss Wine Tasting, Bauernzeitung)


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Mehr Geld für die Absatzförderung
Bereits im September wurden die Westschweizer Weinkantone bei Parmelin vorstellig. Wallis, Waadt, Genf und Neuenburg baten ihn um Unterstützung bei einer nationalen Werbekampagne zur Förderung der Schweizer Weine (wir berichteten). Die Reaktion folgte prompt: Parmelin lud die Akteure zu einem runden Tisch ein. Letzte Woche folgte dann die Meldung, dass sich das WBF bereit erklärt, abgesehen vom jährlichen Budget für die Förderung des Schweizer Weins (3,2 Millionen für 2019) zusätzliche Gelder zu sprechen. Ergänzend dazu wird Swiss Wine Promotion (SWP) eine nationale Werbekampagne ausarbeiten. Das Bundesamt für Landwirtschaft finanziert dieses erweiterte Kommunikationsprojekt zu 50 Prozent mit.

SWP hat es sich zum Ziel gesetzt, die Sichtbarkeit der Schweizer Weine in den Vertriebskanälen der Grossverteiler und des Gastgewerbes zu erhöhen. Das Projekt beginnt im Dezember 2019 und wird während des ganzen Jahres 2020 fortgesetzt.