2017-03-16

JNSW – jung, wild und mit Freude am Experimentieren

Das Experiment hätte ganz gut auch in die Hose gehen können. «Bei zehn Grad Öchsle habe ich die Pinot-Noir-Maische aufgespritet, um die Gärung zu stoppen», erzählt Jeannette Trüb-Brunner aus Kleinandelfingen/ZH. «Doch die Hefen ignorierten den beigefügten Alkohol und gärten munter weiter. Erst bei schs Grad Öchsle konnte ich diese definitiv stoppen.» Das Ergebnis ist ein heller, intensiv rotfruchtiger Wein mit feinem Süss-Sauer-Spiel, 13,4 Volumenprozenten Alkohol und rund 13 Gramm Restzucker. Das Vorbild Portwein enthält in der Regel 16 bis 19 Volumenprozente Alkohol und mehr als 25 Gramm Restzucker. «Obwohl nicht ganz so gedacht, ist die Perle 2014 ein filigraner, eleganter und trinkiger Wein», gibt sich die 33-jährige Winzerin zufrieden. «Er entspricht mir und passt voll und ganz zu meinem Stil und in meine Weinlinie.»

Jeannette Trüb-Brunner ist eine von
 29 Jungwinzerinnen und Jungwinzern, die 
Mitglied der Vereinigung Junge Schweiz Neue Winzer (JSNW) sind. Diese standen am 
16. März 2017 erstmals gemeinsam im Rampenlicht und präsentierten ihr Schaffen im Zürcher Restaurant Neumarkt.

Es so zu machen, wie es immer schon funktioniert hat, ist nicht nach dem Gusto der jungen Wilden der Schweizer Weinszene. Ob Quereinsteiger oder Erben eines Familienbetriebes spielt keine Rolle. Alle sind sie top motivert. Die meisten genossen eine fundierte Ausbildung. Viele wagen Neues, sind am Experimentieren und erst noch auf der Suche nach ihrem Weg. Andere können ihre Vorstellungen bereits klar umsetzen. Ein solches Beispiel ist Ueli Kilchsperger aus Flaach/ZH.

Mit Riesling-Sylvaner hat der 30-Jährige bereits zwei Preise gewonnen. Doch viel wichtiger als Siege ist Kilchsperger der Spass am Wein. Sein Sauvignon Blanc, der im Glas vollends überzeugt, ist in Tat und Wahrheit ein höchst kompliziertes Konstrukt. «Einen Teil der Trauben, habe ich bei knapper Reife gelesen. Sie liefern die Frische», erklärt er. «Der später gelesene, optimal reife Teil verleiht dem Wein Körper.» Im Keller baute Kilchsperger eine Partie im Stahltank aus. Die andere gärte in Barriques und reifte auf den Hefen. «Das Holz gibt dem Wein zusätzliche Struktur und die Batonnage, das Aufwirbeln der Hefen, verleiht ihm Schmelz.» Abgefüllt als Assemblage bereitet der Sauvignon Blanc 2015 enorm viel Spass – auch als Essenbegleiter. Auch mit der Spätlese 2014 des Pinot-Noir-Klons Mariafeld beweist er sein Können.
Im Schweizer Weinolymp angekommen ist Martin Wolfer. Mit seinem Grand Vin Pinot wurde er ins Mémoire des Vins Suisses aufgenommen. Trotzdem ruht sich der 34-Jährige nicht auf den Lorbeeren aus. Sein exquisiter Grand Vin ist eine Assemblage von fünf Pinot-Klonen. Jeder dieser Klone baut er separat in Barriques aus. Ein enormer Aufwand. Das Ziel der Übung ist die optimale Wahl der Klone bei zukünftigen Neuanpflanzungen.

Die Leistungsschau der Jungwinzer vermittelte den Eindruck, dass die Deutschschweizer unverkrampfter an die Sache gingen, während sich bei den Romands die Tradition noch sehr in den Vordergrund drängte. Sicher liegt dies daran, dass die Vereinigung JSNW in der Deutschschweiz gegründet wurde. Dort trafen sich Jungwinzer, die sich von ihrer Ausbildung her kannten. Untereinander verkosteten sie ihre Weine, diskutierten Probleme und erteilten sich gegenseitig Ratschläge.

JSNW ist eine grossartige Plattform für alle Jungwinzer, die neu in die Vereinigung aufgenommen werden. Dass diese die junge Talente weiterbringt, zeigt der sentimentale Abschied derjenigen, die altershalber austreten müssen.

Weblink: www.jsnw.ch

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Junge Schweiz – neue Winzer

Junge, aufstrebende Weinmacherinnen und Weinmacher, die sich von der Ausbildung her kennen, treffen sich regelmässig zu Jungweinverkostungen. Dabei tauschen sie Wissen aus und philosophieren über die Welt des Weins.

An der Expovina primavera 2010 traten sie erstmals als Vereinigung Junge Schweiz – Neue Winzer auf.

Aktuell sind 29 Weinmacher und Weinmacherinnen Mitglied der Vereinigung Junge Schweiz – Neue Winzer. Sie haben folgende Gemeinsamkeiten:

  • Keltern von Schweizer Wein mit viel Leidenschaft, Sorgfalt und Elan
  • Bereitschaft Wissen und Erfahrungen untereinander auszutauschen
  • Abgeschlossene Ausbildung als Winzer, Weintechnologe, Önologe oder sonstigen weinverwandten Beruf
  • Nicht älter als 39 Jahre