2005-06-26

Döttingen – Weinwanderweg

Im Jahr 2004 gründeten einige engagierte Winzer der Gemeinden Tegerfelden und Döttingen die Organisation Weinwanderweg. An unzähligen Sitzungen wurde als erstes eine Weinwanderkarte gestaltet. Als weiteres galt es Weinwanderwegweiser aufzustellen.
Am 26. Juni 2005 konnte der Weinwanderweg durch ein grosses Erwandern und Durchtrennen eines Bandes im Sennenloch in Döttingen eingeweiht werden. Durch ihre Website und diverse Aktivitäten wollen die Winzer aus Döttingen den Weinwanderweg in Erinnerung halten. Sie wünschen ein fröhliches Erwandern auf der Website und in der Natur mit Gleichgesinnten den Winzern mit den Reben und einem Glas hiesigem Wein.

Ausschnitt aus der Karte Schweiz mobil.ch, auf der 20 Steckenabschnitte bebildert sind.

«Der Weinhang berauscht Seele und Gemüt» eine Kolumne von Thomas Widmer

Kürzlich bekam ich Post von einer Leserin. Sie schrieb, dass sie auch die neuste Kolumne «mit vielem Schmunzeln gelesen» habe. Zum Nachwandern seien ihr allerdings viele meiner Routen zu streng. Sie sei halt doch 86 – und ob ich gelegentlich wieder einmal eine kürzere Route vorstellen könnte.

Hm. Gar nicht so einfach. Momentan bereiten mir die Fünf-, Sechs-, Sieben-Stünder Vergnügen. Und es gibt halt doch viele besonders schöne Orte im Land, die man nur nach langem Fussmarsch erreicht. Ich schrieb der Leserin immerhin, dass ich in der nächsten Kolumne – also der heutigen – eine kürzere Route bringen würde. Auch versprach ich, in Zukunft mögliche Abkürzungen und Kurzvarianten stets zu erwähnen.

Der Weinhang berauscht Seele und Gemüt
Der Weinwanderweg zwischen Klingnau und Endingen im Zurzibiet, wie die Nordostecke des Kantons Aargau heisst, ist tatsächlich eine leichte Sache. Und er ist schön, wenn man von einigen Hangpartien über Klingnau und Döttingen mit Siebzigerjahre-Haus-Verbrechen absieht. Man geht meist in der Sonne (wenn sie denn scheint). Und man sieht viel: Tafelartig flache Juraberge. Die Aare auf ihren letzten Kilometern, bevor sie im Rhein endet. Und natürlich Rebstöcke noch und noch; so ein Weinhang berauscht Seele und Gemüt.

Wir starteten in Klingnau. Und zwar, indem wir bei der Unterführung der Station das erste Weinwanderweg-Schild missachteten und zum Mittelalter-Städtchen hinüber hielten; es ist klein und fein mit seinen alten Häuserzeilen. Was nun die Wanderung angeht, die wir danach in Angriff nahmen: Wie gesagt, ist sie bei drei Stunden Gehzeit einigermassen leicht. Erst noch kann man sie jederzeit unterbrechen und zum Beispiel nach Tegerfelden absteigen. Über den Weinbau, der da in imposantem Ausmass betrieben wird, informieren Schilder. Man erfährt zum Beispiel, wieviele Winzer es in Klingnau gibt. Welche Traubensorte in Döttingen hauptsächlich angebaut wird. Und wodurch sich die Malbec-Traube auszeichnet.

Synagoge erinnert an die Juden
Alles interessante Dinge für Leute wie mich, die Wein gern trinken, ohne viel über ihn zu wissen. Im Übrigen empfehle ich, dass man sich vor der Wanderung den Gratisprospekt besorgt, in dem auch ein Kärtlein abgebildet ist. Wir selber hatten ihn nicht dabei, führten zwar eine Wanderkarte mit, doch verläuft der Themenweg teilweise abseits des Wanderwegnetzes. Gut die Hälfte ist Hartbelag. Dafür schafft man die Strecke mit einem Kinderwagen der sportlichen Bauart. Und übrigens kommt man natürlich auch bei Winzern vorbei, die ihren Wein zum Kauf feilbieten.

Noch ein Wort zu Endingen, wo unsere Wanderung endete. Es ist mit dem Nachbarort Lengnau durch eine historische Besonderheit bekannt. Beide Dörfer waren einst die einzigen der Schweiz, wo sich Juden niederlassen durften. Man schikanierte sie kräftig, drückte sie mit Auflagen. Und im sogenannten Zwetschgenkrieg kam es 1802 gegen die Juden zu Plünderungen im grossen Stil. An diese Juden, die im Surbtal früher so zahlreich lebten, gemahnt Endingens Synagoge. Wir besichtigen den klassizistischen Bau und wähnten zuerst, er sei eine Kirche; dies nicht zuletzt, weil er – eine Seltenheit bei einer Synagoge – eine Uhr mit Glockenspiel besitzt.


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Route: Weinwanderweg Klingnau – Endingen gemäss Beschilderung vor Ort. Die Broschüre gibt es auf den Gemeindekanzleien aller Orte am Weg oder bei Felix Knecht, Rebbergverein Döttingen, fcknecht@bluewin.ch

Gehzeit: Knapp drei Stunden.

Höhendifferenz: 280 Meter aufwärts, 210 abwärts.

Charakter: Leicht. Tolle Aussicht auf das Aare- und das Surbtal sowie auf den Jura. Gut die Hälfte asphaltiert, dafür ist die Strecke kinderwagentauglich (für sportliche Modelle).

Höhepunkte: Weineinkauf am Weg. Die vielen schönen Aus- und Einsichten. Die Synagoge von Endingen.

Hund: Perfekt.

Einkehr: In den Dörfern am Weg, die man aber nicht durchquert, sondern streift. Am Schluss in Unterendingen und Endingen.