In 14 der Total 84 Weinbaubetriebe übernahm in den vergangenen Monaten die junge Generation das Ruder. Diese «jungen Wölfe» sind gut ausgebildet, haben sich in Lehr- und Wanderjahren ein grosses Know-how angeeignet und wollen dieses jetzt im eigenen Betrieb anwenden. Das verspricht einen weiteren Qualitätsschub und ein interessantes Spektrum an neuen Sorten, neuen Kellertechniken und neuen Marketingauftritten.
Mit gut 220 Hektar Reben im Ertrag, zählt das Weingebiet am Bielersee flächenmässig zu den kleinsten in der Schweiz. Dennoch hat es in den letzten paar Jahren prozentual gesehen am meisten Medaillen eingeheimst. Dahinter stehen viele junge, gut ausgebildete Winzerinnen und Winzer. Nicht zuletzt trägt die Rebgüterzusammenlegung – eine enorme Investition in die Zukunft – einiges zur Verbesserung bei.
Die Rebberge auf den Südosthängen von Vingelz über Tüscher-Alfermée, Twann, Ligerz und Schaftis bis nach La Neuveville/Neuenstadt sowie die Reben auf der St. Petersinsel und der Weinbaugemeinden Erlach, Tschugg, Gampelen und Ins sind eine wahre Augenweide. Ein guter Teil davon ist Bestandteil des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Was den Wanderer und Betrachter freut, bedeutet für den Winzer und Winzerin eine grosse Herausforderung. Um die einmalige Schönheit der Landschaft zu erhalten, dabei aber die Produktionskosten im Gruff zu behalten und die wirtschaftlich nötigen Rationalisierungsmassnahmen zu ergreifen, wurde ab dem Jahr 2000 im Gebiet von Tüscherz-Alfermée über Twann bis Ligerz eine Rebgüterzusammenlegung angestrebt. Im Januar 2009 konnten die Weinbaubetriebe ihren neuen Besitzstand antreten. Demnächst sind der Bau von neuen Trockenmauern, die Neupflanzungen und die Sanierungsarbeiten an Mauern und Anlagen abgeschlossen. Das bedeutet, einen grossen Fortschritt für den Erhalt der Rebenlandschaft, für die Existenzsicherung der Winzerfamilien und wie bereits erwähnt, einen Qualitätsschub für die Bielerseeweine.
Ein für die Schweiz wegweisendes, für die Ernte 2010 neu eingeführtes AOC-Reglement sorgt zudem für Transparenz, strenge Ertragsbeschränkeungen und konsequente Qualitätsvorschriften.
Insgesamt gedeihen am Bielersee über 40 Rebsorten. Dabei ist der Bielersee traditionell eine Weisswein-Region. Der typische Kalkboden bietet Chasselas und den Burgundersorten Chardonnay sowie der Pinot-Familie (Pinot Noir, Pinot Gris und Pinot blanc) ideale Bedngungen. Auch Müller-Thurgau, Gewürztraminer, Sauvignon Blanc und viele andere Spezialitäten werden angebaut. Bei den blauen Sorten etablieren sich neben Pinot Noir auch Malbec, Diolinoir oder St. Laurent, die häufig auch in Barriques ausgebaut werden. Diese Spezialitäten sind oft nur in kleinen Mengen erhältlich.
Der trockene, steinige Südosthang des Bielersees ist durch Kalk geprägt. In der gegend um Erlach und auf der St. Petersinsel herrschen Molasseböden vor. Die Reben profitieren vom Wärmespeichereffekt des Sees und von den mikroklimatischen Vorzügen der Terrassierung.
Die Rebgesellschaft Bielersee mit Sitz in Twann unterstützt die Winezr nach Kräften und in allen Fragen der Produktion und bietet ihnen verschiedenste Plattformen für einen werbewirksamen Auftritt. So öffenen die Winzer am ersten Maiwochenende ihre Kellertüren und laden das Publikum ein, unverbindliche und kostenlos die neu abgefüllten Weine des neuen Jahrgangs wie auch ältere, noch erhältiche Jahrgänge zu degustieren.
Ein Prospekt mit allen Adressen ist bei der Rebgesellschaft Bielersee im «Haus des Bielersee Weines» in Twann erhältlich. Legendär sind auch die Winzerfeste, die Mitte Mai mit der Schafiser Wyprob beginnen und mit der Twanner Trüelete Ende Oktober das Winzerjahr beenden. Nicht zu vergessen sind die Treberwurstessen in den Monaten Januar bis März. Zudem lädt eine Reihe schön gelegener Gastwirtschaften am und über dem See zum Verweilen bei regionalen Gerichten und Bielersee-Wein ein.
Eine einmalige Gelegenheit, die Wine sämtlicher Bielersee-Winzer kennenzulernen, einige davon glasweise zu bestellen oder die eine oder andere Flasche zu erwerben, bietet die Vinothek im historischen Pfropfhüsli mit seiner lauschingen Pergola. Das Pfropfhüsli steht gegenüber dem «Haus des Bielersee Weines» in Twann. Neu wird dort wöchentlich ein ander Wein detailliert vorgestellt und ausgeschenkt. Am Freitag oder Samstag ist jeweils auch der dafür verantwortliche Winzer für einige Stunden anwesend, stellt seinen Wein persönlich vor und beantwortet Fragen.