Das bald zu Ende gehende Weinbaujahr ist von Frost, Hagel, Feuchte und Fäulnis geprägt. Aus diesem Grund haben die heimischen Winzer im Herbst nur 50 Prozent der üblichen Menge ernten können. Was nun in den Kellern reift, ist aber von vorzüglicher Qualität, weil die Winzer am Buechberg auf eine penible Selektion bei der Wimmet im Herbst geachtet haben. Erstmals wurden auch Drohnen eingesetzt.
Winzer Roman Rutishauser zeigt die Frostrute, die am Stock bleibt. Erst, wenn im Frühling kein Frost mehr zu erwarten ist, wird dieser «Notfalltrieb» weggeschnitten. (Bild: Rudolf Hirtl)
Tom Kobel lässt etwas Wein aus dem Fass, schaut sich die Farbe des Rotweines an und riecht am Glas, ohne es zu Schwenken. Die leichtflüchtigen Aromen entweichen zuerst und geben einen Hinweis auf Art und Komplexität des Weines. Die Belüftung die nun folgt, also das Schwenken, gibt weitere Auskünfte über die aromatische Qualität; das Bukett ist im besten Falle fein, fruchtig, angenehm, verführerisch – im Falle eines Weinfehlers unangenehmer. Dem zufriedenen Lächeln des Winzers vom Ochsentorkel Weinbau in Thal ist zu entnehmen, dass ersteres der Fall ist. Er sagt:
«Der Wein entwickelt sich hervorragend und wird bei
Trinkreife eine wunderbare Balance haben.»
Eine schöne Balance hat das Weinjahr 2021 hingegen nicht, es zeigte sich vielmehr durchgehend von seiner schlechten Seite. «Leider», sagt der Thaler Winzer, «denn es war durchs Band sehr schwierig und von Frost, Hagel, Feuchte und Fäulnis geprägt.» Das hatte im Herbst eine ungemein aufwendige Wimmet zur Folge. Faule oder trockene Beeren mussten mühsam entfernt werden. Die konsequente Selektion hat sich aber gelohnt, was nun in den Fässern und Tanks des Ochsentorkel reift, ist von vorzüglicher Qualität.
Erfolg nicht an einem Jahr festmachen
Auch wenn klar sei, es gibt weniger Trauben, gebe es bei der Weinlese keine Kompromisse und nur einwandfreies Traubengut werde verarbeitet. Auch deshalb hat Tom Kobel mit seinem Team nur 45 Prozent der Menge einer guten Wimmet von den Stöcken geholt. Als Traubenproduzent könne man allerdings nicht immer nur ein Jahr anschauen, sondern in seinem Fall über fünf Jahre bilanzieren. Dabei gehe es immer ein Auf und Ab. «Wir hatten zwar auch vergangenes Jahr eine kleine Ernte. Wir zehren aber immer noch ein wenig von 2018, das mengenmässig und qualitativ ein Superjahr war. Diese Reserve ist nun aber bald verbraucht und wir hoffen auf ein gutes Weinjahr 2022.»
Erstmals haben Winzer am Thaler Buechberg Drohnen für den Pflanzenschutz eingesetzt. (Bild: PD)
Erstmals wurde am Buechberg ein Teil der eingesetzten Pflanzenschutzmittel mit einer Flugdrohne versprüht. Laut Tom Kobel hat das einige Vorteile. «Es wird konzentrierter gespritzt, wodurch es weniger Mittel braucht. Ein Riesenvorteil sind Drohnen, wenn wegen des nassen Bodens an den Einsatz einer konventionellen Maschine nicht zu denken ist, was dieses Jahres ja sehr oft der Fall war. Zudem ist der Winzer nicht der giftigen Wolke ausgesetzt, die während des Spritzens entsteht.» Allerdings habe sich gezeigt, dass die Wirkung nicht gleich gut ist, wie bei einer konventionellen Ausbringung des Spritzmittels. «Wenn der Fäulnisdruck gross ist, dann verträgt es schlicht keine schlecht gespritzten Stellen. Wir werden aber dennoch weiterhin mit Drohnen arbeiten und dabei versuchen, den Wirkungsgrad stetig zu verbessern.» Es sei aber auch ein extremes Jahr gewesen. Wäre es so trocken gewesen wie 2018, dann wäre der Drohneneinsatz sicher ausreichend gewesen.
Stehen lassen einer Frostrute erhöht Erntesicherheit
Roman Rutishauser vom gleichnamigen Weingut am Steinig Tisch kann dem Einsatz von Drohnen im Rebberg viel abgewinnen. «Ich habe das dieses Jahr zusammen mit Tom Kobel ausprobiert und ich kann mir gut vorstellen, mittelfristig eigene Drohnen anzuschaffen, anstatt wie dieses Jahr eine externe Firma damit zu beauftragen.» Besonders in Steillagen wie am Buechberg, sei der Einsatz von Spritzdrohnen sinnvoll, auch wenn die Applikation sicher noch verbessert werden müsse.
Auch Rutishauser spricht von einem herausfordernden Jahr. «Grundsätzlich macht die Natur unseren Beruf auch sehr spannend. Kein Jahr ist wie das andere, was ich auch sehr mag. Nur, dieses Jahr hatten wir wirklich massiv weniger Trauben.» Bei Sorten, die früh austreiben, habe er einen Verlust durch Frostschäden von bis zu 80 Prozent. Beim Riesling-Silvaner habe er hingegen eine beinahe normale Ernte gehabt. Dabei habe sich gezeigt, dass sich das Stehenlassen einer Frostrute bewähre. Heisst, beim Schneiden der Stöcke im Winter wird nicht auf einen einzigen Trieb reduziert, sondern ein zweiter am Weinstock gelassen. Sind im Frühjahr keine Fröste mehr zu erwarten, werde dieser Notfalltrieb dann doch noch entfernt. Dies gebe zwar einiges an Mehrarbeit, doch dafür habe er bei dieser Sorte nun genügen Trauben im Keller.
Roman Rutishauser, der im aktuellen «Gault-Millau» unter den besten 150 Winzern der Schweiz aufgelistet ist, spricht davon, schon das zweite Jahr hintereinander nur 50 Prozent geerntet zu haben. Er sagt:
«Die Natur ist unser stärkster Partner. Sie kann uns
sehr viel geben, aber nun hat sie uns zweimal sehr viel
genommen.»
Er wisse, es sei kein Wunschkonzert, doch er wünsche sich nächstes Jahr wieder einmal einen vollen Keller, denn der Betrieb sei nicht aufgestellt für nur die Hälfte. Trotz aller Schwierigkeiten, auch bei Roman Rutishauser entwickelt sich im Keller ein ausgezeichneter Jahrgang 2021. «Alle Rotweine sind im Holzfass und entwickeln sich zu einem überraschend schönen Jahrgang. Die Weissweine haben eine tolle Strahlkraft und Frucht. Sie haben bereits jetzt eine knackige Frische.»
Tom Kobel testet, wie sich der aktuelle Rotwein in den Fässern entwickelt. (Bild: Rudolf Hirtl)
Er liebe diese Nuancen, die jedes Jahr für sich auszeichne, sagt der Thaler Winzer und ergänzt: «Diese Nuancen sind es, die uns von der Weinindustrie unterscheiden und die Weine am Buechberg einzigartig machen.»
(Quelle: Tagblatt/Rudolf Hirtl)