2016-06-16

Ein Wildschwein für den besten Genfer Wein 2016

Die Selektion der Genfer Weine ist der wichtigste Anlass der Genfer Weinszene. Im Vorfeld messen sich die besten Winzer des Kantons. 651 Weine – so viele wie noch nie – wurden für die 17. Austragung eingereicht. Die Jury war gefordert und dementsprechend spannend fielen die Ergebnisse aus. weinlandschweiz.ch als nicht involvierter, aber interessierter Beobachter hat die mit Gold prämierten Weine verkostet und grossartige Höhenflüge erlebt.

Bevor wir über die Höhepunkte berichten, gilt es das Konzept der Selektion der Genfer Weine zu verstehen.

Das Konzept wie es die Organisatoren in ihrer Broschüre erklären
Die letzte Etappe, die Verkostung der Weine, ist ausschlaggebend. Deren Ergebnisse sind ein Weg, um Konsumenten bei ihrem Kaufentscheid zu beeinflussen. Die bestbewerteten Weine der Selektion vertreten als  Ambassadoren die AOC Genève an nationalen und internationalen Anlässen und Wettbewerben.

Seit einigen Jahren kann beobachtet werden, dass sich die qualitativen Fortschritte vervielfältigt haben. Genfer Weine haben an Qualität zugelegt und gehören in Bezug auf Preis und Leistung zum Besten, das die Schweiz zu bieten hat. Parallel dazu nehmen Label, Wettbewerbe und mit Medaillen ausgezeichnete Weine inflationär zu. Um den Genfer Winzern eine Standortermittlung zur Verfügung zu stellen, wurde deshalb im Jahr 2000 die Selektion der Genfer Weine (SVG) ins Leben gerufen.

Im Jahr 2011 entschied sich die SVG das Reglement der Verkostung grundsätzlich zu ändern. Denn die Vielfalt der Weinwettbewerbe stieg ins unermessliche und der Wert deren Ergebnisse wird stark angezweifelt. Aus diesem Grund haben die Genfer Weinproduzenten zusammen mit der Forschungsanstalt Changins eine neue Formel entwickelt: Grundsätzlich geht es um die Reihenfolge, in der die Weine jedem Degustator vorgesetzt werden. Denn schlussendlich geht es um das Vertrauen in die Ergebnisse sowie die Glaubwürdigkeit des Wettbewerbs.

Die Ziele der SVG
1. Die Verbesserung der Qualität. Die Vereinheitlichung und die Glaubwürdigkeit der Verkostungen durch geschulte Degustatoren.
2. Sichern einer bestmöglichen Selektion der besten Weine des Kantons.

Zudem können sich die Winzer mit ihren Kollegen messen und erhalten damit eine Standortbestimmung ihres Schaffens. Die SVG ist zudem eine Qualifikation für weitere nationale und Internationale Wettbewerbe. Nicht zuletzt ist das jährliche Treffen zur Verkostung und der Preisverleihung ein geselliger Anlass, an dem sich Produzenten und Konsumenten austauschen.

Dass sich Weinwettbewerbe dieser Grösse nach den Richtlinien der Organisation Internationale de la Vigne et u Vin (OIV) und/oder der Union Suisse des Oenologues (USOE) richten, gilt als Voraussetzung. Für die 17. Austragung der SVG haben 71 Produzenten 650 Weine eingereicht. Verkostet wurden diese von 50 Juroren. Darunter befanden sich 48 Prozent Winzer, 10 Prozent Önologen, 4 Prozent Gastronomen und 38 Prozent Konsumenten und Weinliebhaber.

Von links nach rechts: Die Gewinner der Spezialpreise Fabian Rochaix, Eric Leyvraz, Luc Barthassat, Sébastien Gros, Brigitte Rosset (maîtresse de cérémonie), Dominique Maigre et Emilienne Hutin. (Bild: Photo rezo)

 

 Mit einem Klick auf das Bild können Sie die Broschüre mit den prämierten Weinen herunteralden.

 


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Die Preise

 «Le Sanglier de bronze», das Wildschwein in Bronze, eine Skulptur von Robert Hainard, ist die begehrteste Auszeichnung. Sie belohnt den Wein mit der höchsten Punktezahl des Wettbewerbs. Auch wenn die Punktezahl nicht bekannt gegeben wurde, ging die Trophäe an Eric Lavanchy von der Domaine des Bossons in Peissy für seinen Pinot Noir «Le Vieux Clocher» 2015. Ein Wein mit vielen roten Beeren, saftiger Fülle und mit Fruchtsüsse unterlegtem Schmelz.

Der Favorit von weinlandschweiz.ch in der Kategorie Pinot Noir war derjenige von der Cave les Cretets von Philippe und Sophie Plan. Der Wein überzeugte mit viel rotbeeriger Frucht, tragender Säure, straffer Mineralität und einer Jugendlichkeit, die einiges an Reifepotenzial verspricht.

«Le Marcassin de bronze», der Frischling – also das junge Wildschwein – verliehen die Genfer Hotelfachschüler Cécile Armaing und Arthur Leclerc sowie der Spitzenkoch Philippe Chevrier an Sébastien Gros von der Cave Les Baillets aus Russin für den Merlot 2014.

Drei Merlot erhielten eine Goldmedaille. Deren Charaktere hätten unterschiedlicher nicht sein können. Grün, holzig und nach Bourbon duftete die Merlot-Variante von Château du Crest. Würzig in der Nase die Merlot-Inbterpretation von Sophie Dugerdil. Grausam hart, holzig und bitter gab er sich im Gaumen – wird der positiv reifen? Saftige Frucht, grossartige Mineralität, typische Fruchtsüsse und Komplexität am Gaumen. Ein grossartiger Sieger.

«Le Renard de bronze», der Fuchs, den die Gastronomen verleihen, ging dieses Jahr an den besten Chardonnay 2015. Gewonnen hat die Domaine Les Perrières in Peissy.

weinlandschweiz.ch empfand alle Chardonnays als solides Handwerk. Keiner der Weine ist wirklich herausgestochen, aber auch keiner ist abgefallen. Zur Zeit der Verkostung hatten die Weine nicht mehr optimale Trinktemperatur.

«La Founie», das Bild eines Wiesels, ist der Preis der Presse. Dieser wird jeweils kurz vor der Zeremonie von einer Gruppe Journalisten ermittelt. Dabei handelt es sich nicht um eine technische, respektive sensorische Analyse, sondern um einen «coup de coeur», einen Wein, der emotional anspricht. Gewonnen hat Dominique Maigre von der Domaine des Bonnettes mit seinem Gamaret 2015.

Fünf Gamaret schafften es in die Medaillenränge: würzig und fruchtig die 2014er, stoffig-opulent die 2015er. Bei beiden Jahrgängen kam unterschiedlich viel Holz zum Einsatz. weinlandschweiz.ch fand ein überdurchschnittlich hohes Niveau, jedoch keinen Favoriten.

Seit drei Jahren wird die Trohphée Tradition, gestiftet von den Vieux Grenadiers, an das Weingut mit dem höchsten Durchschnitt der Noten von Chasselas und Gamay, den traditionellen Rebsorten Genfs, vergeben. 2016 geht der Preis an die Domaie Les Hutins in Dardagny.

Leider war der Chasselas von Les Hutins rasch ausgektrunken. Pech für den Autor. Grossartig empfand weinlandschweiz.ch den Chasselas der Domaine de la Planta (ohne, oder nur teilweise mit BSA) sowie den fruchtig mineralischen Gamay der Cave des Cretets von Philippe und Sophie Plan.

Unter den weissen Spezialitäten sind der eigenständige, intensive und mineralissche Chenin Blanc 2015 von der Domaine de Beauvent sowie der opulent blumig-fruchtige und balanciert geradlinige Kerner von der Domaine du Centaure aufgefallen. Bei den Rosé-Weinen ist der Rosé de Pinot Noir 2015 von der Domaine de la Planta ein knackig frischer Vertreter, der vom Aperitif über Antipasti bis zu Grilladen alle Speisen begleitet.

Aus total 650 Weinen hatten 65 eine Goldmedaille erhalten.