Wenn der Sommer als zu kühl und vor allem als zu regenreich empfunden wird, haben die Winzer ein Problem. Denn Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad und viel Feuchtigkeit bieten ideale Voraussetzungen für das Gedeihen des Mehltaus, einer Pilzerkrankung. Oidium, Echter Mehltau, befällt vor allem die Blüten und sich entwickelnden Trauben. Mildiou oder Falscher Mehltau verursacht braune Flecken auf den Blättern, was die Photosynthese beeinträchtigt. Regen während der Blüte hat unbefruchtete Blüten zur Folge, die keine Beeren entwickeln, was die Fachsprache verrieseln nennt. Schutz vor Mehltau bieten verschiedene Spritzmittel – chemische und für den Biorebbau biologische. Ist das Jahr so regenreich wie dieses, sind die Böden zu nass und die Zeitfenster zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln extrem klein. Dieses Jahr haben konventionell und biologisch arbeitende Winzer so viel gespritzt wie noch selten zuvor. Trotzdem werden sie in vereinzelten Parzellen kaum Trauben ernten können.
Trotz dieser Herausforderungen ist die Schweizer Biowein-Szene lebendiger denn je. Das zeigte die Preisverleihung des 6. Bio-Vino-Wettbewerbs, an dem alle Bio- und Naturweine, ob Bio-Fédéral, Knospe oder Demeter, teilnehmen konnten. Bei dieser Gelegenheit waren alle Schweizer Weinregionen durch 70 Winzerinnen und Winzer mit über 400 Weinen vertreten.
Die Preisverleihung mit Degustation der Kategoriensieger fand am 28. Juni im Kulturlokal Rank in der Niederdorfstrasse in Zürich statt. Am Montag, 1. Juli wurden die Gewinner bei der Cave de La Côte in Tolochenaz ein zweites Mal geehrt. Die Liste und Bilder der Ausgezeichneten folgen am 2. Juli.
Sechs Mémoire-Winzerinnen und Winzer standen auf dem Podest. Von links: Emilienne Hutin von der Domaine des Hutins in Dardagny/GE, Jean-Pierre Kuntzer von der Domaine Saint-Sébaste in St-Blaise/NE, Sarah Besse von der Cave Gérald Besse in Martigny/VS, Jean-Denis Perrochet von der Domaine de la Maison Carrée in Auvernier/NE, Laura Cruchon von der Domaine Henri Cruchon in Echichens/VD und Louis-Philippe Burgat von den Caves de Chambleau in Colombier/NE. (Bild: Gabriel Tinguely)
Die Sieger der nach der 100-Punkte-Skala verkosteten Weine nach Kategorien
Chasselas
Sortenreine Weissweine
Weisse Assemblagen
Rosé und Blanc de Noir
Pinot Noir
Sortenreine Rotweine
Rote Assemblagen
Süss- und Schaumweine
Weisse Naturweine und «Oranges»
Rote Naturweine
Spezialpreise gewannen:
Bester Schweizer Bio-Wein 2024
B Bio 2022, AOC La Côte, Cave de La Côte, Alicia Ceppi mit 92,5 Punkten, 100 % Chasselas
Beste Schweizer Bio-Kellerei 2024
Cave de La Côte mit 182,3/200 Punkten
Beste Schweizer Weinkellerei Natur 2024
Domaine de la Ville de Morges mit 178,8/200 Punkten
Mit einem Klick auf das Bild kann die Liste mit allen Gold- und Silbermedaillengewinnern herunterladen.
Rodrigo Banto, seit 2003 Chefönologe der Cave de la Côte in Tolochenaz/VD, und CEO Julien Hoefliger durften das Diplom als Beste Schweizer Bio-Kellerei 2024 entgegennehmen.
Julien Pasche, Önologe der Domaine de la Ville de Morges in Morges/VD, überzeugte mit seinen Naturweinen und wurde mit dem Diplom beste Schweizer Weinkellerei Natur 2024 ausgezeichnet..
(Gabriel Tinguely)
Wenn ich in Lausanne über den Markt schlendere, stelle ich fest, dass die Herkunft der Produkte höher gesichtet wird als eine konventionelle, integrierte oder biologische Produktion. Auf dem Markt in Zürich hingegen hat Bio den höheren Stellenwert als die Herkunft. Da erstaunt es schon, dass die Preisverleihung in Zürich eine Westschweizer Veranstaltung war. Einzig das Weingut der Forschungsanstalt Fibl vertrat die Deutschschweiz. Dabei würden auch zahlreiche Deutschschweizer Winzerinnen und Winzer Bio- oder Naturweine keltern. Auch aus dem Tessin befand sich kein Produzent unter den Preisträgern.
Gabriel Tinguely
Bester Bio-Pinot Noir der Schweiz und bester Bio-Rosé der Schweiz!
Der Schweizer Weinwettbewerb BioVino 2024 hat den Pinot Noir Les Bovardes 2021 mit dem Preis für den besten Bio-Pinot Noir der Schweiz ausgezeichnet. Dazu schreibt Louis-Philippe Burgat:
Dies bedeutet eine hohe Weihe für diesen hervorragenden Einzellagen-Jahrgang. Das Bovardes-Terroir liegt im Süden unserer Domaine. Die rund dreissigjährigen Rebstöcke bringen nur wenige Trauben hervor, die Beeren bleiben klein, sind aber sehr konzentriert. Der frische Jahrgang 2021 verlieh dem Pinot Noir eine unvergleichliche Finesse. Und die Reifung in Fässern bringt eine Rundheit und Fülle, die sich jetzt, drei Jahre nach der Ernte, auf dem Höhepunkt zeigt. In der Nase erinnert unser Bovardes an Sauerkirsche und Erdbeere. Schwarze Johannisbeere und Brombeere entwickeln sich im Gaumen und enden mit einer kalkigen Tanninnote von höchster Wirkung.
Auch unser Œil-de-Perdrix 2023 ist nicht zu übertreffen, denn er wurde zum besten Bio-Roséwein der Schweiz gekürt! Seine intensiven Aromen von Mandarine und Aprikose, unterstützt vom reichen und erfrischenden Körper überzeugten die Jury. Die rosa Farbe kommt in der transparenten Flasche wunderschön zur Geltung. Für Liebhaber grosser Formate haben wir einige Magnum vorbereitet.