1970 übernahm Jakob Schmid den elterlichen Betrieb von seinem Vater. Der Rebbau war zu dieser Zeit geprägt durch starke witterungsbedingte Schwankungen in der Weinqualität. Der Weinmarkt war damals geschützt durch restriktive Importbestimmungen. Der Glaube an eine Zukunft bewog Köbi und Dorli Schmid, den Kleinbetrieb kontinuierlich auszubauen und zu erweitern. 1985 fragte mich Köbi Schmid, ob ich im Sinne einer Nachfolgeregelung bereit wäre, eine Aktionärsgesellschaft mit zu begründen.
Kaspar und Susanne Wetli
1986 durften wir unseren ersten Neubau mit neuem Keller und Abfüllerei in Betrieb nehmen. Gleichzeitig wurden im Langmoos 20'000 Quadratmeter neu mit Reben bestockt und in der Pfauenhalde rund 6000 Quadratmeter neu terrassiert.
Nach mehreren hervorragenden Jahren wurden im Jahr 1992 die Importbeschränkungen für ausländische Rotweine drastisch gelockert. Fortan begann der Wettbewerb, auch mit ausländischen Provenienzen sehr stark zu spielen und bereitete etlichen einheimischen Winzern Sorgen.
Die Entwicklung in Reben und Keller, aber auch im Marketing wurden zu Erfolgsfaktoren im heimischen Weinbau. 1994 konnten wir die alte Scheune abreissen und einen attraktiven Neubau mit Verkaufslokal und Dachwohnung für Köbi und Dorli Schmid einweihen.
Der Druck auf dem Markt wurde in den folgenden Jahren immer grösser. Weine aus der neuen Welt standen bei den Schweizern ganz zuoberst auf der Liste der Beliebtheit. Unsere Blauburgunder gerieten stark unter Druck. Die konsequente Ausrichtung unserer Traubenproduktion und Verarbeitung hat uns bestärkt im Glauben an die Zukunft des Bernecker und Rheintaler Weinbaus. Weine der Traubensorten Blaufränkisch, Diolinoir oder Gamaret sind heute bei Weinkennern sehr beliebt.
Unser Heimmarkt hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Mit Hilfe vom Tägerverein Culinarium, um nur eine Organisation zu nennen, ist heute Regionalität gefragt. Der Wandel in der Gastronomie hin zu höherwertigen Weinen ist in vollem Gange. Der Markt ist intakt und aufnahmefähig für gute Weine.
Die Konzentration und Professionalisierung im Weinbau und Kellerwirtschaft führte zu einem stetigen Wachstum unseres Weingutes. Seit 1995 haben wir unseren Rebmeister Lukas Fürst eingestellt. Er ist bis heute für die Bewirtschaftung der Rebberge und Kellerarbeit zuständig und hat viele neue Ideen in den Betrieb gebracht.
Auf dem Weg in die Zukunft
Ab Mitte August 2011, nach dem Abschluss des Oenologie-Studiums an der Fachhochschule Changins bei Nyon, wird unser Sohn Kaspar das Team verstärken. Seine Braut Melanie arbeitet schon heute im Verkauf.
Der laufende Strukturwandel im Rebbau (weniger Betriebe mit grösseren Flächen) der letzten Jahre bestärkte uns in der Überzeugung, dass ein moderates Wachstum der richtige Weg für unser Weingut ist.
Zunehmende Platzprobleme bei der Traubenverarbeitung und aufwändige Arbeitsabläufe erschwerten die Arbeit in unserer Kellerei und verlangten nach Lösungen. In den letzten Jahren besuchten wir verschiedene moderne Kellereien, vor allem in Südtirol, Italien und zuletzt auch in Österreich (Wachau und Burgenland). Um unsere Architekten einzustimmen, haben wir selbstverständlich auch Markus Bänziger und sein Mitarbeiter für einige Tage auf Betriebsbesichtigung mitgenommen.
Folgende Ziele waren für die Planung zwingend: Raum schaffen für grössere Verarbeitungsmengen, Einsatz neuer Technologien ermöglichen sowie die Arbeitsabläufe zu optimieren.
Die Realisierung dieses Neubaus entspricht der Vorwärtsstrategie unseres Weingutes, welche seit mehr als 40 Jahren gelebt wird. Herausforderungen annehmen, Chancen packen. Nur so sind wir für die Zukunft bereit.
Wein ist Zeit - Gedanken des Architekts
Man kann Wein als ein Getränk behandeln – oder als Medium verstehen, mit dessen Hilfe wir uns auf eine faszinierende Reise durch die Zeit begeben können. Wein ist Zeit, denn die Zeit macht den Wein. (Mario Scheuermann, Weinweiser)
Auch die Zeit benötigt idealen Raum, damit sie ihre Aufgabe richtig erfüllen kann. Kaspar Wetli, Geschäftsführer und Inhaber von Schmid Wetli AG war sich dessen bewusst, und ebnete deshalb seinem Betrieb (und seiner Betriebsfamilie) den Weg in die Zukunft: Es entstand östlich des Traditionshauses anstelle des alten Torkels ein schlichter Baukörper, welcher auf zwei Etagen mehr als 700 Quadratmeter Nutzfläche bietet. Im Untergeschoss steht gleichberechtigt neben einander je 100 Quadratmeter fürs Flaschenlager, für den Barriquekeller und für den Holzfasskeller bereit. Auf diesem Niveau wird wohl die Zeit am meisten arbeiten müssen.
Das menschliche Wirken ist nebst dem Schwerpunkt im Weinberg auch im Erdgeschoss gut sichtbar. Hier entstand eine moderne Traubenanlieferungsstelle: Der Kran mit integrierter Waage nimmt die handverlesenen Trauben entgegen. Die Kranbahn durchquert das ganze Gebäude, sodass sämtliche Handreichungen zum Pressen und Abbeeren mit hydraulischer Unterstützung geschehen. Für diese Vorgänge wurden modernste Einrichtungen eingebaut, die sich in besten Kellereien im Südtirol seit Jahren bewähren. Die neuen Räumlichkeiten bilden den Schnittpunkt sämtlicher Arbeitswege und Reifeprozesse. Die Bauherrschaft investierte um die drei Millionen Franken, um die herkömmlichen Produktionszellen mit innovativen, hochwertigen Technologien in logistisch einwandfreien Räumen zu ersetzen.
Stolzerfüllt führen die Winzer auch ihre Kunden durch die gesamte Anlage, um schliesslich im Degustationsraum Platz zu nehmen. Dieser ragt mutig aus der Westfassade des Gebäudes und gibt den Blick in die Rebberge frei. Gleichzeitig können die Besucher von hier aus die Produktion beobachten und das Geschehen im Barriquekeller verfolgen. Transparenz und Weitsicht verleihen dem Raum Anmut und Leichtigkeit. Die logistischen Veränderungen gehen einher mit einer kompletten Überarbeitung der Gebäudetechnik. Anstelle der bisherigen Ölheizung speisen sechs Erdsonden à 185 Metern die neue Wärmepumpe. Die erzeugte Wärme heizt den gesamten Betrieb und die zugehörigen Wohneinheiten. Im Sommer wird zusätzlich die Abwärme der Kühlung ins Brauchwasser eingespiesen.
So wie Weine reifen müssen, um sich dem Kenner zu offenbaren, können auch Gebäude reifen – nicht in der Funktion, sehr wohl aber im Aussehen. Bewusst wurde die hinterlüfteten Fassaden in sägeroher Douglasie ausgeführt, fröhlich unterbrochen von den tänzerisch angeordneten Stahlbändern. Beide Materialien erhalten mit zunehmendem Alter jene Patina, beim Wein heisst das Reife, die Kennerseelen zum Schwingen bringen. Diese Natürlichkeit bewegt sich bis aufs Dach, welches aus Holzelementen besteht, die extensiv begrünt ist. Zwei im Dach eingelassene Glasstreifen über die ganze Gebäudebreite bedienen die Arbeitsplätze mit optimalem Licht .
Das Gebäude ist nun schon ein halbes Jahr im Betrieb. Logistik und Arbeitsabläufe spielten sich mit der ersten Ernte ein. Wie ein Jungwein reift das Bauwerk stetig vor sich hin, die erste Patina bei den rohen Stahlbauteilen und der Holzfassade wird sichtbar.
Markus Bänziger, Architekt
Text: Kaspar und Susanne Wetli, Markus Bänziger
Bilder: Bernd L. Göllnitz-Bischofberger
Tramstrasse 23
9442 Berneck
Tel: 071 744 12 77
Fax: 071 744 79 12
office@schmidwetli.ch
www.schmidwetli.ch
Die Geschichte des Weinguts
Mehr als ein Jahrtausend Weinbautradition hat ihren Einfluss auf Leben, Menschen und Bauten in Berneck ausgeübt. In diesem geschichtsträchtigen Umfeld wurzelt das heutige Weingut Schmid Wetli AG. Schon die fünfte Generation ist nun am selben Standort in Weinbau und Kelterung tätig.
Diese Tradition spiegelt sich im grossen Erfahrungsschatz und Wissen um die Wichtigkeit von Qualität und Eigenständigkeit der selbstgekelterten Weine des Weingut Schmid Wetli AG wieder. Schon um 1860 begann Samuel Thurnheer Trauben von anderen Winzern zuzukaufen, zu keltern und den Wein an Gasthäuser zu liefern. Sein Schwiegersohn Jakob Schmid, geboren 1879, führte dies mit viel Geschick und Ausdauer fort. In einer Zeit, als um die Jahrtausendwende die Reblaus in Europa ihr Unwesen trieb, wird im Jahre 1907 der Winzerfamilie ein Stammhalter geschenkt. Der junge Winzer Jakob Schmid pflegte immer intensiver den Reb- und Weinbau an Bernecks schönsten und besten Lagen.
Mit jeder Generation setzte sich nun diese Tradition fort, die Schritt um Schritt dem Ziel, einen noch eigenständigeren und höher stehenderen Wein zu keltern, näher kam. Das heutige moderne Weingut wurde seit 1970 unter der Führung von Jakob Schmid, geboren 1934, konsequent weiterentwickelt.
Ein weiterer Meilenstein war die Anstellung des jungen Winzers Lukas Fürst. Er hat in der Folge die Prüfung zum Winzermeister erfolgreich bestanden und ist heute für Arbeiten in Rebberg und Keller verantwotlich.
2004 sind die Erfahrungen der Generationen von Jakob Schmid an seinen Nachfolger, den Winzer Kaspar Wetli übergegangen, der die lange Tradition des Weingut Schmid Wetli AG gewissenhaft und im Sinn der Familie weiterführt.
Für den Fortbestand des Weingutes Schmid Wetli AG bestehen gute Chancen. Drei der Vier Söhne von Kaspar und Susanne Wetli, haben sich für den Beruf des Winzers entschieden und sind die Hoffnungsträger der nächsten Generation. Der älteste Sohn bewältigt zur Zeit die Abschlussprüfungen an der Fachhochschule für Oenologie in Changins und wird unser Team ab Mitte August 2011 verstärken.
Das Weingut Schmid Wetli AG
Das Weingut Schmid Wetli AG ist ein modernes Weingut in der Deutschschweiz. Mit 13 Hektaren bewirtschafteter Rebfläche und einer verarbeiteten Traubenmenge von ca. 25 Hektaren gehört das Weingut Schmid Wetli AG heute zu den bedeutendsten Weinproduzenten der Region Ostschweiz. Begünstigt vom milden Klima, den Steillagen und neuen Anbaumethoden werden auf dem Weingut hochwertige Weine erzeugt. Da Qualität bekanntlich im Rebberg entsteht, wird viel Zeit in die Pflege der Reben investiert. Durch die sorgfältige Verarbeitung der Trauben in der Kelterei, wird die gute Qualität in die Flasche gebracht.
Nachhaltigkeit wird auf dem Weingut SCHMID WETLI AG grossgeschrieben. Naturnahe, umwelt-schonende Traubenproduktion nach den Grundsätzen von VITISWISS und die schonende Verarbeitung des Traubengutes helfen mit, für die Zukunft gerüstet zu sein. Die Reben sind nebst dem Wissen um die Kelterung eines hervorragenden Weines das wertvollste Gut des Winzers und die Basis für ausserordentliche Weine.
Der hohe Aufwand wird damit belohnt, dass die Weine des Weingut Schmid Wetli AG seit Jahren für ihre hervorragende Qualität ausgezeichnet werden. Dies ist der Lohn für den bedingungslosen und leidenschaftlichen Einsatz des ganzen Teams des Weingutes SCHMID WETLI AG.