2016-11-28

Johannisberg Grand Cru de Chamoson

Im Wallis, so hiess es früher, trinke man von Montag bis Samstag Fendant und am Sonntag würde Johannisberg aufgetischt. Ungefähr in diesem Verhältnis standen die mit den entsprechenden Rebsorten bestocken Rebfläche zueinander.

Heute ist Fendant mit 944.79 Hektar immer noch die am meisten angebaute weisse Rebsorte im Kanton Wallis. Darauf folgen Johannisberg mit 246.21 Hektar auf dem zweiten Platz und Petite Arvine mit 177.16 Hektar sowie Heida/Païen mit 121.36 Hektar auf den Rängen drei und vier. Längst sind die daraus produzierten Mengen Wein so gering, dass alle vier als Spezialitäten gelten. (Datenquelle: Das Weinjahr 2015)

Während der Klassiker Fendant zum Aperitif, Raclette und Fondue immer noch sehr gefragt ist, haben Petite Arvine und Heida/Païen dem ehemaligen Sonntagswein Johannisberg den Rang abgelaufen. Mit ein Grund dafür ist die Marketingkampagne, die der Brancheverband Interprofession de la Vigne et du Vin (IVV) seit knapp zehn Jahren fährt. Gemäss der Absatzförderungsstelle lassen sich Petite Arvine, Heida, Cornalin und Syrah attraktiver in Szene setzen als Fendant, Johannisberg, Dôle und Pinot Noir. Ohne Zweifel steckt dahinter ein Funken Wahrheit.

Nun ist es aber so, dass gewisse Kreise den Johannisberg und seine Qualitäten wiederentdecken. Doch welchen Johannisberg? Denn wie die meisten weissen Walliser gibt es auch den Johannisberg von trocken über lieblich und süss bis hin zu edelsüss. Knochentrockene Kraftpackete sind ebenso dabei wie lieblich traditionelle Gewächse oder moderne Schmeichler mit etwas Restzucker, dafür ohne Säureabbau gekeltert.

Dem wahren Geschmacksprofil will nun die Vereinigung Johannissima aus Chamoson, dem Kernanbaugebiet für Johannisberg, auf die Schliche kommen. Am 28. November 2016 luden sie dazu zum vierten Mal Winzer, Sommeliers und Journalisten ein, Johannisberg Grand Cru zu verkosten. Die Aufgabe bestand darin, aus einer Serie von fünf Weinen, die zwei mit dem grössten Reifepotenzial herauszufinden. Eine fordernde Aufgabe, zumal sich die 2013er durchs Band sehr generös präsentierten und viele an der Obergrenze der erlaubten vier Gramm Restzucker pro Liter kratzen.

«Im Geschmacksprofil haben sich über die vergangenen vier Jahre vier Merkmale herauskristallisiert», sagte Mike Favre, Winzer in St-Pierre-de-Clages. «Dies sind ein subtiler Duft von Birnen und Mandeln, Feuerstein oder nasser Schiefer und prägnante, fruchtbittere Noten im Abgang.» Johannisberg ist ein kraftvoller Wein, der hervorragend reift. «Wir haben Weine aus der zeit vor dem Zweiten Weltkrieg verkostet, und die waren immer noch sehr lebendig und angenehm gereift», erzählt Mike Favre.

Von den zwei Favoriten des Plenums werden je 80 Flaschen eingelagert. «Vielleicht werden wir bereits im nächsten Jahr eine erste Vertikale verkosten können und so in Erfahrung bringen, ob wir mit dem Sortenprofil auf dem richtigen Weg sind», erklärt Mike Favre.


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Entwicklung der gesamten Rebfläche im Wallis

Jahr Hektar
1991 5266
2013 4941

 

Entwicklung der Anbaufläche der Rebsorte Sylvaner/Rhin

Jahr Hektar
1991 271
1999 bis 2002 200
2013 242

 

Durchschnittliches Alter des Walliser Rebbestandes

Alter in Jahren Fläche in Prozent
< 5 5,3
6 bis 10 11.9
11 bis 15 13,1
16 bis 20 6,2
21 bis 25 11
26 bis 30 14,3
31 bis 35 12,5
36 bis 40 10,4
41 bis 45 7,7
46 bis 50 4,3
>50 3,3

 

Durchschnittliches Alter der Sylvaner-Rebstöcke

Alter in Jahren Fläche in Prozent
<10 28,4
11 bis 20 18,7
21 bis 30 10,3
31 bis 40 21,4
41 bis 50 15
>50 6,2

 

Die Rebfläche des Chasselas/Fendant hat von 1875 Hektar (1991) auf 966 Hektar (2013) abgenommen. Nur elf Prozent der Reben sind bis 20 Jahre alt. Über 41 Prozent sind zwischen 31- und 40-jährig.

 

Bei Petite Arvine stieg die Rebfläche im gleichen Zeitraum von 39 Hektar auf 165 Hektar an. Ein Drittel davon sind unter zehnjährig. Mehr als 42 sind elf bis 20 Jahre alt und nur 7,8 Prozent sind älter als 31 Jahre.