2015-12-09

Guy Parmelin ist neuer Bundesrat

Guy Parmelin setzte sich im 3. Wahlgang mit 138 Stimmen gegen Thomas Aeschi (88) und Norman Gobbi (11) durch. Guy Parmelin wohnt in Bursins VD und führt zusammen mit seinem Bruder einen Betrieb mit Wein- und Ackerbau. Der neue Bundesrat ist seit 2003 im Nationalrat vertreten. Zuvor war er bereits auf Kantons- und Gemeindeebene in der Politik tätig.

Parmelin ist der erste aktive Bauer im Bundesrat seit 1966. Der letzte Landwirt war mit Paul Chaudet ebenfalls ein Waadtländer Weinbauer. Für Parmelin rückt mit Alice Glauser eine Landwirtin in den Nationalrat nach. Sie war bereits von 2007 bis 2011 Nationalrätin.

 

(Bild: in einem Online-Forum gefunden. Quelle unbekannt)

Der Waadtländer Landwirt Guy Parmelin ist zum neuen Bundesrat gewählt worden. Er sicherte der SVP einen zweiten Sitz im Bundesrat. Im Vorfeld der Wahlen wurde er in der Presse und in zahlreichen Online-Foren als Weinbauer gehandelt. Recherchen von weinlandschweiz.ch haben ergeben, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist.

Ein Winzer ist Bundesrat, das schreiben die Medien und berichtete die Tagesschau. Leider Fehlanzeige! Fact ist, dass Guy Parmelin, der nach der Matura eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvierte, zusammen mit seinem Bruder Christophe – der hat eine weinbauliche Ausbildung – einen landwirtschaftlichen Betrieb besitzt, wo sie neben Mais, Getreide und Raps auf fünf Hektar auch Reben anbauen.

Guy und Christophe Parmelin sind weinmässig unbeschriebene Blätter. Ihr Name findet sich in keinem einschlägigen Verzeichnis (vins-vaudois.com, Vinatura.ch, Vereinigung der Selbstkelterer, etc.) und ihr Wein steht bei keinem Wettbewerb auf der Rangliste (Séléction cantonale, Mondial du Chasselas, Grand Prix du Vin Suisse, etc.).

Gemäss einem Interview mit der Illustré vom 5. Dezember verkaufen die Parmelin-Brüder die meisten Trauben und vinifizieren lassen sie nur was sie ohne Alkoholprobleme selber trinken mögen.

Also nicht wirklich eine Geschichte. Doch anhand dieses Beispiels liesse sich der Unterschied zwischen Winzer/Traubenproduzent, caviste/Kellermeister und dipl. ing. Önologe HF Changins als Berufe erklären.

Guy Parmelin ist/war neben seinen Ämtern als Politiker Vize-VR-Präsident des Fenaco-Konzerns, zu dem die Frigemo (Kartoffelverarbeiter), Eipro, Ernst Sutter AG, Ramseier Suisse, Caves Garnier, Léman Fruits, Volg Weinkellereien, einige weitere und die DIVO SA gehören.

So schmeckt der Parmelin
Daniel Böhni, Gastrokritiker beim Tages-Anzeiger, hat den Wein von Guy Parmelin getestet. Das ist sein Urteil:
«In vino veritas – das Bonmot ist Grund genug, die Weine des neugewählten Bundesrats Guy Parmelin degustatorisch unter die Lupe zu nehmen. Immerhin war der Politiker – zusammen mit seinem Bruder Christophe – bis vor zwei Tagen für die familieneigenen Weinberge mitverantwortlich. Man muss wissen, die Parmelins besitzen fünf Hektar Reben, verteilt auf verschiedene Parzellen in der Weinregion La Côte. Übrigens sind das nicht gerade wenig, gibt es in der Schweiz doch einige Winzer, die von den Erträgen daraus leben können – Handgelenk mal Pi etwa 50'000 Flaschen pro Ernte. Wenn man nicht sauber selektioniert.
Ein durchschnittlicher Wein? Mitnichten! Das Traubengut der Parmelins, die Rede ist von den Sorten Chasselas und Gamaret, wird in der Ortschaft Rolle gepresst und weiterverarbeitet, beim Grossproduzenten Schenk. Kein schlechter Charakterzug für einen Magistraten, wenn er weiss, welche Arbeiten er gescheiter an Spezialisten abgibt.

Doch gehen wir «in medias Res» und riechen an Parmelins Chasselas: Ein sortentypisches Bouquet steigt aus dem Glas, Apfel, Zitrone, Pfirsich, etwas «Feuersteinzältli». Das macht Lust auf einen ersten Schluck. Und da bemerkt man als erstes die präsente (was in Parlamentarierkreisen ja schon mal was Gutes bedeutet) Säure.
Ganz knochentrocken ist der Wein auch nicht, wie man vielleicht befürchtet hat. Etwas Kohlensäure kitzelt die Zunge, am Gaumen folgt ein mittlerer Körper und mittelintensives Aroma. Ein durchschnittlicher Wein? Mitnichten, es ist solides Waadtländer Handwerk, ein toller Apérowein. Ja, sogar mit dem Wort «ehrlich» möchte man den Weissen umschreiben.

«Der rote Parmelin»
Was die Genetik betrifft, geht man davon aus, dass die ertragsstarke Chasselas-Traube ihren Ursprung in der Genferseeregion hat – und nicht, wie früher gern behauptet wurde, im Nahen Osten. Glück gehabt, liebe Parteigenossen Parmelins! Es gibt auch einen «roten Parmelin», also den Gamaret. Eine rotfruchtige Nase (Kirsche, Brombeere, Waldbeeren) gesellt sich zu ausgewogenen Holznoten. Im Mund folgt eine zur Sorte passende Säure, mittelintensive Gerbstoffe, die es – wir erlauben uns hier die leise Kritik – auch abgerundeter gibt. Positiv formuliert: Abgehoben ist er nicht, man mag diesen Wein auch täglich trinken. Und darum versteht man nicht recht, wieso Guy Parmelin jüngst zur «Schweizer Illustrierten» gesagt hat, er trinke nicht täglich Alkohol. Ob sich der durchschnittliche Weinbauer in seiner Region da repräsentiert fühlt?»

Bei der Bundesratswahl am Mittwoch sind mehrere Flaschen von Parmelins Weisswein in Bern aufgetaucht. Sie seien schon sehr bald leer gewesen, berichten Augenzeugen. Dass die Fraktion geschlossen mitgebechert hat, ist nicht verbürgt. Dass man danach, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach auf Dézalay umstieg, dagegen schon.

Den Wein verkosteten auch Daniel Heyn, Gabriela Battaglia und Michael Merz von Blick. Dabei kamen die Degustatoren zu folgendem Ergebnis:
«Mit den Roten kann er’s nicht! Der neue SVP-Bundesrat Guy Parmelin (56) produziert zusammen mit seinem jüngeren Bruder Christophe (53) in Bursins VD Wein. Einen weissen Chasselas und einen roten Gamaret.  Auf beiden Etiketten steht der Spruch: «Du pain, du vin, de Bursins. Mais soyez malin: Buvez du Parmelin!» Auf Deutsch etwa: «Seien Sie schlau, trinken Sie Wein von Parmelin!»

Auf den Etiketten der Weinflaschen stehen die Namen der beiden Brüder. Dies könnte sich beim Jahrgang 2016 ändern: Als Bundesrat muss Guy Parmelin nämlich wegen möglicher Interessenkonflikten auf private Geschäfte verzichten.

BLICK testete die beiden Parmelin-Weine: den weissen Chasselas Vinzel mit 12 Prozent Alkohol, Jahrgang 2014, und den roten Gamaret mit 13 Prozent Alkohol, Jahrgang 2013. Die edlen Tropfen probierten Michael Merz, Gastrospezialist der Blick-Gruppe, Daniel Heyn, Chef des Ringier-Personal-Restaurants Inside, und BLICK-Reporterin Gabriela Battaglia.


Chasselas Vinzel mit 12 Prozent Alkohol, Jahrgang 2014
Michael Merz
Ein sehr angenehmer La Côte. Lang präsent im Gaumen und sehr frisch. Duftet sehr schön nach Lindenblüten, mit dem typischen Eiszeltli-Beigeschmack der Westschweizer Chasselas.
Daniel Heyn
Sehr leicht und spritzig. Sauberer Abgang. Hat etwas Kohlensäure auf der Zunge und schmeckt leicht nach Zitrusfrüchten. Gut als leichter Aperitif-Wein, auch gut passend zu Raclette und Fondue.
Gabriela Battaglia
Fruchtig und mineralisch mit einem langen, aromatischen Abgang. Man spürt die Erde, in der die Reben wuchsen. Ein sehr guter, edler Waadtländer Chasselas. Gekühlt ein toller Aperitif-Wein.


Gamaret mit 13 Prozent Alkohol, Jahrgang 2013
Michael Merz
Kräftiger Duft, schmeckt wie ein Zmorgentoast und leicht nach Erdbeeren. Süffig, aber zu wenig Struktur. Sehr leichter Wein, gut zu Bündnerfleisch und Kalbsbraten. Passt in die Beiz um die Ecke.
Daniel Heyn
Hat viele Ecken und Kanten. Zu dominante Note mit herber Säure. Nichts Spezielles. Noch nicht parat: Sollte noch ein, zwei oder drei Jahre ruhen. Würde ich nicht in meinen Weinkeller nehmen.
Gabriela Battaglia
Sehr leichte Struktur. Etwas zu dominante Säure. Das Bouquet fehlt, der Abgang ist schnell weg. Wahrscheinlich eher junge Reben, saubere Purpurfarbe. Ein Wein für ein Gläschen am Feierabend.

Hier geht es zur Videoverkostung.


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