Weil man Mitarbeiter des Bachtelen nicht dazu bewegen kann, beim Rebbauverein mitzumachen, wird die Ernte 2020 wohl die letzte sein. Denn das wäre eine Bedingung die erfüllt sein müsste, um den Pachtvertrag einzuhalten.
Urs Sigrist, Präsident des Rebbauvereins Bachtelen, beim Messen der Öchslegarde. (Bild Oliver Menge)
Um den Rebberg hinter dem Sonderpädagogischen Zentrum Bachtelen kümmert sich der Rebbauverein Bachtelen, den es schon bald 30 Jahre gibt. Doch der Verein leidet an der Krankheit vieler Vereine: Überalterung, wie Präsident Urs Siegrist sagt. Von den 10 Mitgliedern, die beim letzten Bericht dieser Zeitung über die Bachteler Reben und den daraus gewonnenen Wein im Herbst 2014 noch erwähnt wurden, seien nur noch deren 6 vorhanden. «Leider sind auch keine Nachfolger in Sicht», sagt Siegrist, selber 70 Jahre alt und bis zur Pensionierung während mehr als 30 Jahre als Sozialpädagoge im Bachtelen tätig.
Eine alte Geschichte neu aufgelegt
Die Idee, auf dem Grundstück überhaupt Wein anzubauen, war nicht neu: Auf einem alten Plan noch aus den Zeiten des Bachtelenbads, als man noch mit «Schuh» und «Fuss» mass, war dort ein Rebberg eingezeichnet. Vereinsmitglied Thomas Frey, heute noch immer mit dabei, hatte den alten Plan gefunden. So nahmen die Dinge ihren Lauf und der damalige Leiter der Institution, Anton Meier, war einverstanden mit der Idee, Reben anzubauen. Der Rebbauverein Bachtelen wurde gegründet. Schon zwei Jahre später konnte man den ersten Riesling-Sylvaner geniessen, ein paar Jahre später kamen Blauburgunder-Reben dazu.
Rund 600 Stöcke sind es insgesamt, 400 Riesling-Sylvaner, 200 Stöcke Blauburgunder. Der Rebberg ergibt im Schnitt zwischen 400 und 500 Liter Weisswein und rund 300 Liter Pinot noir. Vor ein paar Jahren kelterte man sogar einen spritzigen Rosé, ein Experiment, das man wiederholen will, sollten die Trauben einen ungenügend hohen Öchsle-Grad aufweisen.
Pachtvertrag mit Zehnten und weiteren Bedingungen
Der Verein hat das Land, auf dem die Reben stehen, vom Bachtelen gepachtet. Siegrist, der schon vorher privat mit Reben experimentierte und selber in seinem Garten Weinreben zieht – vor allem Zweigelt – hatte 1985 mit Anton Moser einen Pachtvertrag vereinbart, der dem Bachtelen einen Zehnten des Ertrags in Flaschenform als Pachtzins sicherte. Eine Bedingung, nebst der, dass der Verein die flüssige Begleitung zum alljährlichen Treberwurstessen für die Mitarbeitenden des Bachtelen zu liefern habe, war auch, dass mindestens zwei der Vereinsmitglieder aktuelle Mitarbeitende des Bachtelen sein müssen.
Das war auch nie ein Thema und schon gar nie ein Problem: Eigentlich alle Mitglieder hatten eng mit dem Bachtelen zu tun und waren dort angestellt. Jetzt allerdings sind die verbliebenen Vereinsmitglieder im Ruhestand, und zum jetzigen Zeitpunkt sei nur eine Frau an einer Vereinsmitgliedschaft und an der Mitarbeit in den Reben interessiert, die aktuell auch im Bachtelen arbeite, aber nicht in Grenchen wohne. Aber sie habe fast keine Zeit für die zum Teil aufwendigen Aufgaben in den Reben. «Ich habe auch volles Verständnis dafür, dass sich die Jungen und die jetzigen Mitarbeitenden weniger dafür interessieren», sagt Siegrist, der sich seit Jahren vergeblich um mögliche Neumitglieder im Verein bemüht: «Die Anforderungen an das Personal sind heutzutage höher als noch zu unserer Zeit. Zwar hatten wir auch öfters 60-Stunden-Wochen, aber es war doch etwas einfacher. Die Zeit für die Arbeit in den Reben konnte man sich nehmen.»
Düstere Aussichten für die Zukunft
Der Pachtvertrag ist immer noch gültig. Die Bedingungen auch. Deshalb sieht Siegrist eher schwarz für die Zukunft des Rebbauvereins Bachtelen – und auch für den Rebberg selber. In den sozialen Medien jedenfalls hat er es schon angekündigt: Die zweitletzte Ernte der Grenchner Trauben stehe unmittelbar bevor. Im nächsten Jahr wolle man nochmals ernten, aber dann sei Schluss: «Der Jahrgang 2020 wird der letzte sein, sofern nicht noch ein Wunder geschieht».
Eine Möglichkeit, die sich abzeichnete, wurde von der Leitung des Bachtelen abgelehnt: Der Staader Bauer Andy Marti hat in Staad selber ein kleines Grundstück mit Reben. Er hatte sich bereit erklärt, wenigstens die Trauben zu ernten und weiterzuverarbeiten. Doch dieser Vorschlag stiess auf wenig Gegenliebe. Gesamtleiter Karl Diethelm sagt dazu auf Anfrage: «Es ist definitiv nicht die Kernaufgabe unserer Institution, einen Rebberg zu vermarkten.» Aus diesem Grund lehne er eine Fremdbewirtschaftung auch klar ab. Als Projekt, das von den Mitarbeitenden getragen werde, finde er den Weinanbau im Bachtelen eine tolle Sache.
Seiner Meinung nach wäre es auch wünschenswert, dass sich Mitarbeitende dort engagierten. «Dann könnte es meiner Meinung nach weitergehen. Andernfalls wird der Rebberg nach der Ernte 2020 vom Verein zurückgebaut und der Hang wird im Winter wieder zum Schlittelhang für die Kinder.» Damit sei aber nicht das letzte Wort in Sachen Rebberg beim Bachtelen gesprochen. «Es war in der Zeit des Bachtelen ja nicht immer ein Rebberg da, sondern erst ab 1986. Gut möglich, dass sich in der Zukunft wieder ein paar Enthusiasten daranmachen, dort Reben zu ziehen.»
So oder so würden die Weintrauben an neuen Rebstöcken wachsen, denn die aktuellen haben mit 35 Jahren ein Alter erreicht, in dem man sie ersetzen müsste. Vorerst dauert es aber noch ein Jahr, bis das letzte Stündlein des Rebbergs geschlagen hat. Zunächst werden die Flaschen mit dem 18er abgefüllt, später die diesjährigen Trauben geerntet. Der Jahrgang 2019 verspricht gut zu werden.
(Quelle: Grenchner Tagblatt, Oliver Menge)
Der nebenstehende Artikel, der in mehreren Zeitungen erschienen ist, stiess auf fruchtbaren Boden.
So hat sich Jane Melmuka bei weinlandschweiz.ch gemeldet:
Sehr geehrter Herr Siegrist Ich habe mit Interesse den heutigen Artikel in der Solothurner Zeitung gelesen. Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf, damit ich weiss, was eine Mitarbeit im Rebbergverein bedeuten würde. Telefon und Mail-Adresse sind der Redaktion von weinlandschweiz.ch bekannt.
Hier geht es zur Webseite der Rebbaugenossenschaft Bachtelen