Reichensteiner ist eine Neuzüchtung aus Müller-Thurgau und (Madeleine Angevine x Calabreser-Froelich). Die Kreuzung der Vatersorte erfolgte im Jahre 1939 durch Dr. Heinrich Birk (1898-1973), die zweite Kreuzung mit dem Müller-Thurgau wurde von Dr. Helmut Becker (1927-1990) am Institut für Rebenzüchtung der hessischen Forschungsanstalt Geisenheim durchgeführt. 1978 wurde die Sorte geschützt und in die Sortenliste eingetragen.
Bei der Namensfindung stand die Burg Reichenstein bei Bingen Pate.
In nördlichen Anbaugebieten kann die Sorte als Alternative zum Müller-Thurgau gelten und ist für Prädikatsweine geeignet.
Die Reichensteiner diente ausserdem als Grundlage für weitere Neuzüchtungen, wie zum Beispiel die Ehrenbreitsteiner, Hibernal, Osteiner, Rotberger und die schweizer Sorten Gamaret und Garanoir.
Die Sorte Reichensteiner wird hauptsächlich in Deutschland angebaut (257 Hektar im Jahr 1999, 100 Hektar Stand 2009). Die Sorte ist auch in England und Belgien zugelassen. Kleinere Anpflanzungen sind auch in Neuseeland bekannt. Auch dort ist die Tendenz sinkend.
In der Ampelographie wird der Habitus folgendermassen beschrieben:
Die Triebspitze ist offen. Sie ist weisslich-grün, dichtwollig bis filzig behaart und die Spitzen sind karminrot gefärbt. Die weisslichen Jungblätter sind spinnwebig behaart.
Die mittelgrossen bis grossen Blätter sind drei- bis fünflappig und deutlich gebuchtet. Die Stielbucht ist V-förmig offen. Das Blatt ist spitz gesägt. Die Zähne sind im Vergleich zu anderen Rebsorten mittelweit gesetzt.
Die konusförmige Traube ist gross und länglich, schwach geschultert und lockerbeerig. Die rundlichen Beeren sind mittelgross und von leuchtend gelber bis goldgelber Farbe. Die Beeren sind von neutralem Geschmack.
Die Rebsorte reift fast zeitgleich mit dem Gutedel und gilt somit im internationalen Vergleich als früh reifend.
Die Weine sind schwach im Bouquet und relativ neutral. Daher ist ihr Wert in Gebieten, in denen der Müller-Thurgau gut ausreift, umstritten.
Der gelbgrüne Wein hat einen Muskatton mit einem blumigen Bouquet. Aufgrund geringer Säurewerte fehlt dem süffigen Wein meist die bei deutschen Weinen übliche Spritzigkeit und Lebendigkeit und erinnern entfernt an den Weissburgunder.
Rajhenstajner, Zuchtnummer Geisenheim CD 18-.92. oder Gm CD 18-.92.