2021-02-05

Seetaler Winzer wollen enger zusammenarbeiten

Der Luzerner Weinbau ist im schweizerischen Vergleich ein kleiner Fisch. Doch einer, der stetig wächst, schreibt Reto Bieri in der Luzerner Zeitung. Die Anbaufläche nimmt jährlich um fünf bis zehn Prozent zu. Nun prüft die junge Generation im grössten Weinbaugebiet des Kantons, Vermarktung und Verkauf ihrer Tropfen gemeinsam anzugehen. Lesen Sie dazu das Interview mit dem Zentralschweizer Rebbaukommissär Beat Felder.

Mit einem Klick auf das Bild von Schloss Heidegg in Gelfingen, im Luzerner Seetal, gelangen Sie zum Beitrag in der Luzerner Zeitung. (Bild zVg)

weinlandschweiz.ch: Wieso macht so ein Projekt im Seetal Sinn?
Beat Felder: Das Luzerner Seetal ist die grösste und traditionellste Weinregion im Kanton Luzern, die momentan 26 Hektaren entsprechen 35 Prozent der Luzerner Rebfläche. Hitzkirch ist mit 13 Hektaren die weitaus grösste Rebbaugemeinde. 15 Betriebe produzieren Wein. Die Strukturen sind prfessionell, die Weine gelten als gut strukturiert und eher kräftig. Der Klimawandel kommt dem Rebbau entgegen. Die Rebberge sind gut erschlossen mit Wander- und Bikewegen.

Wieso ist der Zeitpunkt ideal?
Gastronomie, Hotels und Seminarangebote gibt es, aber weit weniger als zum Beispiel am Sempachersee und noch weit weniger als in der Region Vierwaldstättersee. Das Seetal ist auch bevölkerungsärmer. Der Verkauf der Weine muss daher über das Seetal hinaus stattfinden oder es müssen mehr Weintouristen ins Seetal gelockt werden. In den grossen Weingütern stehen Generationenwechsel an (Heidegg, Klosterhof, Kaiserspan). Die Betriebe werden sich weiter entwickeln wollen. Die junge Generation ist für eine engere Zusammenarbeit offener. Die Infrastrukturen in der Verarbeitung werden und müssen angepasst werden. Neue Keller oder Erweiterungen sind in Planung. Die Basis, das heisst  die Winzerinnen und Winzer, stehen hinter der Projektidee.

Der Zeitpunkt erscheint daher ideal. Die Corona-Krise lässt trotz fehlendem Absatz in der Gastronomie und den fehlende Events den lokalen Wein boomen. Gute lokale Produkte profitieren. Der Markt wird immer lokaler, der Weinverkauf digitalisiert sich zunehmend.

Der Oenotourismus boomt Weltweit. Wie steht es um das Potenzial im Seetal?
Speziell wird der Oenotourismus zunehmen, der Besuch von Weinregionen in kleineren Gruppen, mit Bussen, dem Zug, Velos oder zu Fuss gewinnt an Bedeutung. Auf der Schweizer Landkarte der önotouristischen Angebote ist das Seetal nach wie vor ein weisser Fleck. Das Seetal mit dem Baldegger- und dem Hallwilersee bietet landschaftlich viel, hat tolle Weine und liegt nahe der Tourismusmetropole Luzern. Es wird in der Zentralschweiz weniger Massentourismus geben, das ist zu wenig nachhaltig. Corona hat die Veränderung beschleunigt. Die klimatischen Bedingungen werde in den nächsten Jahren noch besser.

Alle diese Fakten rechtfertigen die Projektidee.

Wie ist das Projekt eingebunden?
Das Bedürfnis für gemeinsame Infrastrukturen ist per Dato nur im Seetal bekannt, wie zum Beispiel eine Oenothek, eine Weinbar oder gar ein Haus der Seetaler Weine.

Die Branche geht von Luzerner Weine zu Wein Zentralschweiz. Das Produktionsgebiet im Terroir des ehemaligen Reussgletschers soll sich weiter abgrenzen und profilieren. Das kommt dem Projekt zusätzlich entgegen. Bei einer Beteiligung des Kantons Luzern wird die Frage sein, wie die gesamte Weinregion eingebunden wird und vom Projekt profitieren kann.


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